Krewel-Meuselbach gibt NRW-Firmensitz auf |
Cornelia Dölger |
02.01.2025 16:20 Uhr |
Krewel-Meuselbach produziert unter anderem den Hustensaft Hedelix®. / © mino21/Adobe Stock
Die Schwierigkeiten des Traditionsunternehmens, das unter anderem den Hustensaft Hedelix® herstellt, hatten sich im vergangenen Frühsommer abgezeichnet. Damals stellte Krewel-Meuselbach beim Amtsgericht Bonn einen Antrag auf Durchführung eines vorläufigen Eigenverwaltungsverfahrens und stand ab Ende Mai unter Insolvenzverwaltung.
Mit dem Schritt sollte das das Unternehmen wirtschaftlich stabilisiert und neu positioniert werden. Der Antrag habe keine Auswirkungen auf den laufenden Geschäftsbetrieb, Produktion und Distribution würden vollumfänglich weitergeführt, hieß es damals aus der Geschäftsleitung. Noch 2023 hatte das Unternehmen mit einer millionenschweren Investition seine Standorte in Eitorf und Thüringen ausgebaut.
Als Gründe für die wirtschaftliche Schieflage nannte der Hersteller gestiegene Energiekosten und die Nachwirkungen der Corona-Pandemie. Auch der Ukraine-Krieg dürfte eine Rolle spielen, denn in Russland erzielte das Traditionsunternehmen vor der Invasion ein Drittel seines Umsatzes. Die Produktionsstätte im ukrainischen Lwiw war der Geschäftsleitung zufolge unmittelbar vom Kriegsgeschehen betroffen. Russland und Osteuropa bilden einen Schwerpunktmarkt für den Hersteller, der an rund 60 internationalen Standorten aktiv ist.
Einen davon wird er nun schließen müssen, nämlich das Werk in Eitorf bei Köln. Der Mittelständler teilte mit, dass der bisherige Firmensitz nicht länger gehalten werden könne; zu groß seien die wirtschaftlichen Risiken in Eitorf, wie eine »intensive Prüfung« ergeben habe. »Die Fortführung des Betriebes ist betriebswirtschaftlich nicht mehr zu bewerkstelligen«, hieß es.
Für die rund 100 Mitarbeitenden am Standort Eitorf solle eine sozial verträgliche Lösung gefunden werden. Die rund 55 Beschäftigten in der Ausproduktion am Standort Eitorf sowie die 45 Angestellten, die zum Jahresende ausscheiden, würden in einer Transfergesellschaft aufgefangen und »aktiv bei der beruflichen Neuorientierung unterstützt«. Das Unternehmen bedauere den »schmerzhaften« Schritt, sei aber davon überzeugt, dass die »hervorragend qualifizierten Mitarbeiter« sich schnell im Markt integrieren würden.
In den Standort im thüringischen Gehren will man investieren. Dass das angeschlagene Traditionsunternehmen Hilfe bekommt, war schon Ende Oktober bekannt geworden. Das saarländische Unternehmen Dr. Theiss Naturwaren sicherte seine Beteiligung zu. Anfang dieser Woche wurde die Übernahme besiegelt.
Das Familienunternehmen übernehme das Geschäft von Krewel-Meuselbach in Gehren und werde dort die Produktion fortführen und strategisch weiterentwickeln, hieß es. Alle nicht-rezeptpflichtigen Marken und Zulassungen würden übernommen. Die traditionsreichen Produkte blieben erhalten und die Belieferung der Kunden gesichert. Die Parteien hätten sich Ende Dezember verpflichtet, in den kommenden Monaten die entsprechenden Absprachen vertraglich umzusetzen.
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