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Aufgepasst in der Beratung

Kopfschmerzen nicht chronisch werden lassen

Hausärzte und Apotheker können Kopfschmerz-Patienten helfen, rechtzeitig eine adäquate Therapie zu beginnen, damit das Leiden sich nicht chronifiziert. Statt häufiger Analgetika-Einnahme sollte eine Prophylaxe angeboten werden.
Juliane Brüggen
03.09.2021  16:30 Uhr

Fast 40 Prozent der Bevölkerung leiden an Migräne oder Spannungskopfschmerzen. Etwa 40 bis 50 Prozent der Patienten mit chronischen Kopfschmerzen nehmen Schmerz- und Migränemittel übermäßig ein. Schnell kommt es zu einem Übergebrauch von Schmerzmitteln und einem Teufelskreis. Etwa 0,7 bis 1 Prozent sind in Deutschland von Kopfschmerzen durch Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln betroffen.

Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) macht anlässlich des Deutschen Kopfschmerztages am 5. September auf dieses Problem und die entscheidende Rolle der Hausärzte aufmerksam. Die Hausarztpraxis sei ein zentraler Ort, um Patienten, die häufig an Kopfschmerzen leiden, aufzufangen. Ziel müsse sein, dass Hausärzte differenzierte Kopfschmerzdiagnosen stellen, Patienten mit einem hohen Risiko erkennen und an einen Facharzt überweisen. Dazu sei die Kooperation zwischen Hausärzten, Neurologen und Kopfschmerzspezialisten unerlässlich. Die Hausarztpraxis könne zudem bereits eingreifen und eine gezielte Akuttherapie sowie eine medikamentöse und nicht-medikamentöse Prophylaxe einleiten.

Denn haben die Schmerzen sich erst chronifiziert, werde die Behandlung schwieriger und erfordere eine multidisziplinäre Zusammenarbeit von Ärzten, Psychologen und Physiotherapeuten. Zu den Risikofaktoren für eine Chronifizierung zählt die DMKG eine Kopfschmerzfrequenz von mehr als sieben Tagen pro Monat, die häufige Einnahme von Schmerzmitteln, begleitende Depressionen, Angsterkrankungen und zusätzliche Schmerzsyndrome wie Rücken- und Nackenschmerzen.

»Vor allem die vorbeugenden Therapien müssen mehr eingesetzt werden als bislang«, sagt Professor Dr. Zaza Katsarava, Präsident der European Headache Federation (EHF) und DMKG-Kopfschmerzexperte. Eine paneuropäische Studie zeige, dass viele Migränepatienten nicht die geeignete Akuttherapie und zudem keine leitliniengerechte Prophylaxe erhielten. Katsarava führt dies auf den Zeitmangel zurück: »Wir wissen, dass es in der Hausarztpraxis teilweise an der nötigen Zeit fehlt, die besonders schwer betroffenen Patienten adäquat zu beraten und zu therapieren.«

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