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Ukraine-Hilfe

»Kliniken schicken konkrete Listen, was gebraucht wird«

Katarzyna Ostendorf, Einsatzkraft von Apotheker ohne Grenzen (AoG), war in den vergangenen Tagen in Warschau, um pharmazeutische Hilfe für die Ukraine über die polnische Grenze zu organisieren. Der PZ berichtet sie über die aktuelle Lage und wie geholfen werden kann.
Daniela Hüttemann
01.03.2022  12:30 Uhr

Wie ist die aktuelle Lage in Warschau und an der polnisch-ukrainischen Grenze?

Die aktuelle Lange in Warschau ist ganz normal. Es gibt keine Versorgungsprobleme. Alles funktioniert wie immer.

An der Grenze zur Ukraine stehen an allen Grenzübergängen Freiwillige aus zahlreichen Organisationen und private Personen, um Flüchtlingen aus der Ukraine zu helfen. Die Flüchtlinge, vor allem Kinder, Frauen und ältere Menschen, werden direkt an der Grenze in Empfang genommen und versorgt. Die Regierung hat Unterkünfte vorbereitet, aber auch sehr viele privat organisierte Unterkünfte warten auf die Leute aus der Ukraine. Die Polen sind Weltspitze in der spontanen Organisation, fast alle sind in die Hilfe für Nachbarn involviert. Finanzielle und Sachspenden fließen an die Hilfsorganisationen, Transporte von der Grenze werden organisiert. Jeder, der kommt, bekommt Hilfe und Unterkunft.

Gibt es bereits konkrete Bitten um pharmazeutisch-medizinische Hilfe?

Ja, die Nichtregierungsorganisationen (NGO) bekommen konkrete Hilfegesuche aus der Ukraine. Krankenhäuser, staatliche Organisationen wie auch das Ukrainische Rote Kreuz schicken detaillierte Listen mit benötigten Medikamenten, Verbrauchsmaterialien und medizinischen Geräten an die NGO.

Was konkret liefern Apotheker ohne Grenzen und sein Partner Polish Medical Mission (PMM)? Welche Arzneimittel werden benötigt?

PMM konzentriert sich auf die Hilfe für die Krankenhäuser. Die Anfragen liegen vor und werden mit jeder Stunde mehr. Wir kooperieren mit PMM und unterstützen sie jetzt bei Lieferungen mit medizinischen Verbrauchsmaterialien wie Bandagen, Okklusionsverbänden, Aderpressen zum Abbinden und hämostatischen Verbänden. Das ist unsere Priorität für heute. Für die nächsten Tage planen wir auch Unterstützung von Arzneimittellieferungen. Wir warten noch die Gespräche mit den Regierungsvertretern ab, die die rechtlichen Fragen klären sollen. Auf den Listen der Krankenhäuser stehen zum Beispiel Antibiotika, Schmerzmittel, Antihämorrhagika und Infusionslösungen.

Wohin genau gehen die Hilfslieferungen und wie gelangen sie dorthin?

Die Lieferungen gehen direkt an die Krankenhäuser oder wie die Lieferung von Sonntag an das Ukrainische Rote Kreuz und ein Krankenhaus in Ivano-Frankiwsk in der Westukraine. Die Sachen werden von PMM an die Grenze gefahren und dann vom Polish Humanitarian Team umgeladen und weitergefahren.

Was können Apotheken in Deutschland tun, die unterstützen wollen?

Ich denke, die beste Lösung ist eine finanzielle Spende an eine der NGO, die jetzt in Polen aktiv sind.

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