Kinder vegetarisch ernähren – aber richtig |
Der Bonner Kinderarzt Axel Gerschlauer weist bei einer vollwertigen vegetarischen Ernährung auf positive Aspekte hin, die prinzipiell auch für Kinder gelten: »Über ein verringertes Risiko für Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs im späteren Alter würden wir uns auch bei Kindern freuen.« Vor einer veganen Ernährung ganz ohne jegliche tierische Produkte wie Milch und Eier warnt der Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) Nordrhein – ebenso wie die Stiftung Kindergesundheit – aber ausdrücklich.
Wenn er Säuglinge oder Kleinkinder in seiner Praxis untersuche, stoße er mitunter auch auf Mangelerscheinungen, für die Fleischverzicht ursächlich sein könnte, berichtet Gerschlauer. »Riskant sind beim Verzicht auf Fleisch im Kindesalter – und hier gilt: je jünger, desto riskanter – mögliche Nährstoffmängel. So kann der Mangel an Eisen und B12 zu Blutarmut, Schwäche, neurologischen Schäden und Entwicklungsstörungen führen.« Die meisten fleischlos ernährten Kinder und Jugendlichen, die zum ersten Mal zur Blutabnahme kommen, seien nicht ausreichend mit Eisen und B12 versorgt.
»Kinder sind keine kleinen Erwachsenen und haben aufgrund des Wachstums und der Entwicklung ihres Gehirns und der anderen Organe deutlich höhere Ansprüche an eine konsequent gute Nährstoffversorgung als Erwachsene, bei denen alles schon fertig ist«, erläutert der Kinderarzt.
Der »limitierende Faktor« sei aber die aufnehmbare Menge an Nährstoffen. »Ein Magen ist bei Kindern ungefähr so groß wie die eigene Faust.« Die Nährstoffe dürften also kein zu großes Volumen haben. Ein Argument hier also pro Fleisch: In fleischhaltigem Brei für die erste Lebensphase sei Eisen in hochkonzentrierter Form enthalten. Und B12 sei ebenso in ausreichenden Mengen auch etwa in Fleisch zu finden. Als Startpunkt für eine vegetarische kindliche Ernährung empfiehlt der BVKJ-Sprecher: »Je älter, desto besser.«
Die Bonner Forscherin Ute Alexy hält eine vegetarische Ernährung bei Kindern für »unbedenklich«. Allerdings unter einer zentralen Voraussetzung: »Fleisch nicht einfach weglassen, sondern gezielt ersetzen durch Vollkornprodukte oder Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen, Erbsen.«
Sie verweist zugleich darauf, dass die offizielle Ernährungsempfehlung für Kinder bisher noch immer Mischkost sei, also mit Fleisch und Fisch. Derzeit werde unter anderem bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) an lebensmittelbezogenen Empfehlungen für Kinder und Jugendliche gearbeitet, die auch ein »vegetarisches Muster« enthalten sollen, schildert die Ernährungsexpertin, die an den Arbeiten beteiligt ist.