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EMA

Kein Ivermectin bei Covid-19 außerhalb von Studien

Antiparasitäre Mittel scheinen en vogue gegen Covid-19 zu sein. Doch nur weil ein Mittel in vitro gegen Coronaviren wirkt, weit verbreitet und günstig ist, sollte es nicht ohne eine valide Datengrundlage breit eingesetzt werden. Die EMA sprach sich jetzt klar gegen einen Einsatz von Ivermectin außerhalb von Studien aus.
Daniela Hüttemann
23.03.2021  09:00 Uhr

Ivermectin in Tablettenform wird bei Wurmerkrankungen eingesetzt, zudem gibt es topische Präparate für die Behandlung von Krätze (Scabies) oder auch Rosaceae. Zudem wird das Mittel bei Tieren gegen eine Vielzahl innerlicher und äußerlicher Parasiten eingesetzt.  Den vorübergehenden Gebrauch bei Covid-19 haben derzeit lediglich Tschechien und die Slowakei bewilligt.

Die Europäische Arzneimittelagentur EMA hat nun die neueste Evidenz zu Ivermectin bei Covid-19 begutachtet –  von Labordaten über Beobachtungsstudien und klinischen Studien bis hin zu Metaanalysen – und rät vorerst vom Gebrauch außerhalb gut designter klinischer Studie ab. Zudem weist sie daraufhin, dass der Wirkstoff in der EU nicht für Covid-19 zugelassen ist und auch noch kein entsprechender Antrag vorliegt.

Zwar fanden auch die EMA-Gutachter, dass Ivermectin in Laborversuchen die Replikation von SARS-CoV-2-Viren blocken konnte. Doch dazu seien viel höhere Dosen erforderlich als derzeit zur Behandlung von Menschen zugelassen sind. Zudem variierten die Ergebnisse klinischer Studien: Während einige keine Wirksamkeit zeigten, berichteten andere von einem potenziellen Nutzen. Darüber hinaus seien die meisten Studien klein gewesen und hätten zusätzliche Limitationen, darunter unterschiedliche Dosis-Regime oder die zusätzliche Gabe weiterer Medikamente.

Auf der einen Seite ist der Nutzen also längst noch nicht bewiesen. Auf der anderen Seite stehen potenzielle Nebenwirkungen. Zwar sei Ivermectin in den üblichen Dosen allgemein gut verträglich. Doch fürchtet die EMA bei der hohen zur SARS-CoV-2-Bekämpfung benötigten Dosis unerwünschte Effekte. Eine Toxizität könne dann jenseits der zugelassenen Dosierung nicht ausgeschlossen werden.

Für eine endgültige Bewertung brauche es weitere gut designte, randomisierte Studien. Außerhalb solcher Studien sollte Ivermectin nicht zur Prävention und Behandlung von Covid-19 eingesetzt werden.

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