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Hautkrebs

Kein erhöhtes Krebsrisiko unter topischen Calcineurin-Hemmern

Eine systemische Therapie mit Calcineurin-Inhibitoren erhöht das Krebsrisiko. Ob das auch für die topische Anwendung, etwa bei atopischer Dermatitis zutrifft, ist bislang unklar. Eine große Kohortenstudie gibt nun Entwarnung.
Kerstin A. Gräfe
23.09.2020  11:00 Uhr

Topische Calcineurin-Inhibitoren wie Tacrolimus und Pimecrolimus wirken immunsuppressiv, indem sie die Serin-Threonin-Phosphatase Calcineurin blockieren. Eingesetzt werden sie unter anderem bei atopischer Dermatitis (AD). Leitliniengerecht werden die Immunmodulatoren vor allem dann empfohlen, wenn topische Glucocorticosteroide nicht einsetzbar sind oder über die Behandlungsdauer zu lokalen, irreversiblen, unerwünschten Wirkungen führen können.

Was die langfristige Sicherheit einer topischen Anwendung betrifft, scheint es unterschiedliche Auffassungen zu geben. So schreiben die Autoren der S2k-Leitlinie Neurodermitis, dass es weder aus kontrollierten Studien mit Nachbeobachtung noch aus Untersuchungen von Patientendatenbanken überzeugende Hinweise dafür gebe, dass Calcineurin-Inhibitoren maligne Erkrankungen wie Plattenepithelkarzinome oder maligne Lymphome bei topischer Anwendung induzieren. Hingegen befinden sich in den USA in den Fachinformationen von Tacrolimus und Pimecrolimus Warnhinweise (Boxed Warning), die auf ein potenziell erhöhtes Krebsrisiko hinweisen.

Vor diesem Hintergrund untersuchten Forscher um Dr. Maryam M. Asgari vom Massachusetts General Hospital in Boston in einer großen retrospektiven Kohortenstudie das Sicherheitsprofil von topischen Calcineurin-Inhibitoren. Für ihre Analyse nutzen die Dermatologen die Gesundheitsdaten von 93.746 erwachsen Patienten mit atopischer Dermatitis aus den Jahren 2002 bis 2017. Dabei verglichen sie das Krebsrisiko der Gruppe, die mit topischen Calcineurin-Inhibitoren therapiert wurde, mit dem der Gruppe, die mit topischen Corticosteroiden behandelt wurde beziehungsweise mit unbehandelten AD-Patienten. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher im Fachjournal »JAMA Dermatology«.

Nach einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von 7,7 Jahren zeigte sich im Vergleich mit beiden Kontrollgruppen weder für ein keratinozytäres Karzinom (Hazard Ratio 1,02; 95 %-KI 0,93–1,13) noch für ein Basalzell- (Hazard Ratio 1,01; 95 %-KI 0,90–1,14) oder Plattenepithelkarzinom (Hazard Ratio 0,94; 95 %-KI 0,82–1,08) ein Indiz für ein erhöhtes Krebsrisiko. Dabei spielte es keine Rolle, wie lange die topischen Therapien angewendet worden waren, in welcher Dosierung oder wie häufig.

Die Daten legen nahe, dass die topische Anwendung dieser Wirkstoffklasse als sicher eingestuft werden kann, schlussfolgern die Studienautoren. Zu bedenken seien allerdings die Limitationen einer Beobachtungsstudie.

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