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Pharmazeutische Betrachtungen

Kants kritischer Blick auf die Arzneien

Immanuel Kant litt sein ganzes Leben unter gesundheitlichen Problemen, über die er in seinen späten Jahren auch offen sprach. Er schätzte die Chemie, stand der Pockenimpfung skeptisch gegenüber und wollte im hohen Alter auch sterben, aber »nur nicht durch Medizin«.
Hans Förstl
08.08.2022  07:00 Uhr

Laxanzien

Die Gelehrtenkrankheit aufgrund anhaltenden Sitzens und Studierens reichte vom melancholischen Kopf bis unter den Rippenbogen zum sogenannen Hypochondrion und war typischerweise vorrangig bestimmt durch Magenbeschwerden und Verstopfung [3]. Kants Schulfreund, der Arzt Dr. Johann Trummer (1729 bis 1793), verordnete die »Trummerschen Pillen«, die »aus gleichen Teilen venezianischer Seife, verdickter Ochsengalle, Rhabarber und der Ruffinischen Pillenmasse« bestanden [4, 5] (Tabelle). Im höheren Alter wurde ihm von den »eröffnenden Pillen, noch besonders mit Aloe versetzt« [6] von seinem Freund, dem Arzt Johann Jachmann (1765 bis 1832), eine Dosissteigerung empfohlen. Immanuel Kant konsumierte bis zu fünf Pillen nach dem Mittagsmahl – seiner einzigen Mahlzeit am Tage [6].

Wirksubstanzen Darreichungsform geschätzte Menge
Chinin Chinarinde, Chinatinktur moderat und zeitlich begrenzt
Laxanzien z. B. Trummersche Pillen chronisch
Theophyllin Tee* gering
Nikotin morgendliche Tonpfeife gering
Nikotin Schnupftabak »sybaritisch«
Alkohol Weiß- und Rotwein, Rum, Tinkturen meist moderat
Koffein Kaffee erst spät im Leben
Kohle pulverisiert? bei Bedarf
»Wundwasser« Thedensche Arquebusade akut
Salepa Aufguss teelöffelweise
Tabelle: Immanuel Kants Genuss- und Arzneimittel, chronologisch nach dem Zeitraum des Gebrauchs [4, 5, 6, 9]. *) ein äußerst schwacher Abzug von wenigen Teeblümchen [6]

Kant vertiefte sich auch theoretisch in das Gebiet der Obstipation und gelangte zu der Überzeugung, seine Gedärme seien sowieso zu lang [6]. Gegenüber Herz beklagte er sich über die morgendlich mühsame und unzureichende »Exoneration«, gelinde abführende Pillen bedingten »bloss flüssige Exkretion … darauf folgende Obstruktion«. »Ich finde aber in Monros Buch von der Wassersucht [7] eine Einteilung der Purgiermittel, welche ganz genau meiner Idee korrespondiert«. Er unterscheidet sie in hydragogische (wasserabführende) und eccoprotische (kotabführende); bemerkt richtig, dass die erstere schwächen, und zählt darunter die »Resinam Jalappae« als das stärkste, Senesblätter aber und Rhabarber als schwächere, beide aber als hydragogische Purgiermittel. Dagegen sind seiner Angabe nach Weinsteinkristalle und Tamarinden eccoprotisch, »mithin meiner Bedürfnis angemessen. … Nun besteht mein Ansinnen darin, mir aus diesen Mitteln eine recipe zu verschreiben, wovon ich dann und wann Gebrauch machen könne. Die Dosis darf bei mir nur gering sein …« [2].

Resina Jalapae (Ipomoea purga) wird aus Radix jalapae gewonnen. Das Harz enthält die Glykoside Convolvulin zu mehr als 60 Prozent und mehr als 5 Prozent Jalapin. Der Auszug der gepulverten Droge oder des Harzes mit Ethanol galt als drastisches Abführ- und Wurmmittel.

In hohem Alter erstmals zu einem »Lavement« bewegt, versicherte er nach dieser einmaligen Erfahrung in starken Ausdrücken, »es solle ihn niemand mehr zu einem so unanständigen Hülfsmittel überreden« [8].

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