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Acne vulgaris

Kampf gegen Pickel

Mitesser, Pusteln und entzündliche Knötchen sind bei Heranwachsenden eher die Regel als die Ausnahme und machen die Akne zur häufigsten Hauterkrankung überhaupt. Deren Schweregrad entscheidet über die Therapiemaßnahmen. Wie sieht moderne Akne-Therapie heute aus? Nachgefragt bei Dr. German Hubatsch, Dermatologe in Neu-Isenburg.
Elke Wolf
21.05.2020  09:00 Uhr

Reinigung als Basis

Unabhängig von der Ausprägung der Akne-Effloreszenzen kommt der Reinigung und Pflege eine wesentliche Rolle zu. Zwar kann mangelnde Hygiene keine Akne verursachen, doch die Verwendung ungeeigneter Präparate kann das Hautbild verschlechtern. Die fachkundige Beratung in der Offizin ist deshalb essenziell. Hubatsch: »Der physiologische pH-Wert der Haut liegt abhängig von der Körperregion zwischen 4,1 und 5,8, also im sauren Bereich

Dadurch bleibt das Mikrobiom, also die natürlich vorkommende Hautflora an Bakterien und Hefen im Gleichgewicht. Durch häufiges Waschen und zu intensive Hygiene oder Benutzung von alkalisierenden Seifen neutralisiert sich der pH-Wert in Richtung 7. Das gibt den Hefen auf der Kopfhaut und den Bakterien auf der unbehaarten Haut die Gelegenheit, sich übermäßig zu vermehren. Es entsteht auf der Kopfhaut ein seborrhoisches Ekzem und am Körper eine Haarwurzelentzündung. Zu viel Reinigung ist kontraproduktiv.«

Die Reinigung gelingt am besten mit seifenfreien Syndets mit einem pH-Wert von 5,5, fettfreien Reinigungsgelen oder schwach sauren Emulsionen mit geringem Lipidanteil (wie Neostrata® Foaming Glycolic Wash, Dermasence® Mousse Reinigungsschaum, Eucerin® Dermo Purifyer). Antibakterielle Zusatzstoffe können hilfreich sein. Das Reinigungsprogramm sollte nicht zu stark entfetten, da das die Produktion von Talg erst recht in einer Art Gegenreaktion anfachen kann. Zur Hautpflege eignen sich hydrophile Systeme wie O/W-Formulierungen, Hydrodispersionsgele oder reine Hydrogele (wie Neostrata® Reneval Creme und Bionic Face Cream, Benevi® Hydroderm, Balneum® Lutsine). Sie sollten dem physiologischen pH-Wert der Haut angepasst und frei von ionischen Stabilisatoren/Emulgatoren sein.

Ansäuern über allem

Ein Gesichtspeeling einmal pro Woche wirkt zusätzlich klärend. Dafür eignen sich Fruchtsäurepeelings (wie Vichy Normaderm Reinigungs-Peeling Gel, Avène Cleanance Peeling Maske) und solche mit Salicylsäure (wie in Aknefug liquid®) laut Hubatsch am besten. Bei ansäuernden Inhaltsstoffen gelte es, zwischen langkettigen Polyhydroxysäuren, sogenannten PAH wie Lactobionsäure oder Gluconolacton, die selbst bei empfindlicher Haut gut verträglich sind, und reizender wirkenden kurzkettigen Molekülen, also die α-Hydroxysäuren wie Glykolsäure, Milchsäure, Zitronensäure oder auch Salicylsäure, zu unterscheiden. »Mit diesen Säuren befreien wir die Haut von übermäßigen Talgdrüsenlipiden, Zellrückständen und Feinstäuben und säuern sie zusätzlich an. Wir vermeiden also einen neutralisierenden Effekt und bereiten sie für die anschließende Pflege und die Medikamente vor, die einen sauren pH-Wert benötigen.«

Fruchtsäuren lockern den Zellverbund zwischen den einzelnen Hornzellen auf, oberste Hautschichten und tote Hornschüppchen können leichter abgetragen werden. Dieser Peeling-Effekt und die dadurch nach oben verdünnte Epidermis wirken wie ein Signal für die Basalschicht; eine erhöhte Mitoserate bringt neue Zellen zu Tage. In-vitro-Untersuchungen zeigen, dass etwa Glykolsäure die Vitalität und Zellteilungsaktivität um mehr als 40 Prozent zu steigern vermag. Das macht die Epidermis widerstandsfähiger.

Als einziger Arzneistoff, der kein Rezept benötigt, steht dem Apotheker und der PTA Benzoylperoxid (BPO) zur Verfügung. Es gibt Präparate zum »Rinse off« (zum Abwaschen, wie Aknefug® oxid Waschsuspension, Benzaknen® Waschgel) und zur »Leave on«-Therapie (also zum Verbleib auf der Haut, wie Cordes® BPO). BPO wirkt durch oxidative Abbauvorgänge und der damit einhergehenden Entwicklung freier Radikale hemmend auf den Fortbestand von Bakterien. Zudem gelten ein leicht komedolytischer Effekt sowie eine hemmende Wirkung auf die Zellproliferation in der Talgdrüse als gesichert.

Doch genau hier sieht Hubatsch das Problem: »Sicher hat Benzoylperoxid einen guten antiseptischen Effekt. Doch heute weiß man, dass es die Haut schädigt, austrocknet und altern lässt. Ich verwende BPO deshalb im Gesicht nicht mehr als Flächentherapie, sondern nur noch zur Punkt-Anwendung. Im Gesicht ist der Preis, den man zehn bis zwanzig Jahre später durch BPO zahlen müsste, viel zu hoch. Zudem kann man die Farbveränderungen der Kleidung niemandem zumuten.«

Auch die europäische S3-Leitlinie von 2017 nennt Benzoylperoxid als Monosubstanz nur als Alternative mit schwacher Empfehlung bei leichten Akne-Formen mit überwiegend geschlossenen, nicht entzündeten Komedonen. Als Kombinationspartner zieht sich BPO dagegen durch die gesamte Akne-Therapie von mittel- bis schweren Verläufen. So ergänzt die antimikrobielle Substanz die Therapie mit topischen Retinoiden, topischen oder systemischen Antibiotika, Azelainsäure oder systemischen Antiandrogenen. Der kombinierte Einsatz von Wirkstoffen bringt synergistische Effekte. Einige Fixkombinationen wie Clindamycin und BPO (wie Duac® Akne Gel) oder Adapalen und BPO (wie Epiduo® forte Gel) zeugen davon. Seine resistenzvermindernde Wirkung macht BPO etwa zum häufig verwendeten Partner für eine länger währende Antibiotikatherapie.

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