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Typ-1-Diabetes

Inselzell-Transplantation geht unter die Haut

Die Transplantation von fremden Insulin-produzierenden Inselzellen in die Leber ist momentan der effektivste Weg für eine dauerhafte Unabhängigkeit von Insulin-Spritzen bei Typ-1-Diabetes. Eine Studie bestätigt jetzt erstmals die Möglichkeit einer subkutanen Transplantation im Tierversuch. Diese Methode hat einige Vorteile.
Christopher Waxenegger
10.09.2020  12:00 Uhr
Inselzell-Transplantation geht unter die Haut

Seit Jahren gibt es die intraportale Transplantation von pankreatischen Inselzellen, also in das Blutgefäßsystem der Leber, um Typ-1-Diabetikern den lebenslangen Gebrauch von Insulin zu ersparen. Allerdings gilt diese chirurgische Therapie immer noch als experimentell. Bei der Infusion der Spenderzellen in die Leber treten zudem häufig Komplikationen wie Hämorrhagien, Portalvenenthrombosen, Entzündungsantworten und Amyloidosen auf, welche zu einem Verlust des Transplantats führen können.

Auch mit Transplantationen unter die Haut wird schon länger experimentiert. Bis zum jetzigen Zeitpunkt stellten jedoch vor allem Nähr- und Sauerstoffmangel ein unüberwindbares Hindernis für subkutan applizierte, allogene Inselzelltransplantate dar. In einer neuen Publikation im Fachjournal »Nature Metabolism« berichten Forscher der University of Pennsylvania, Philadelphia, wie es ihnen gelang, mithilfe einer speziellen Kollagenmatrix das Überleben der subkutan injizierten Inselzellen langfristig zu gewährleisten.

Diese neuartige Matrix (IVM; Islet Viability Matrix) besteht aus humanem Kollagen 1, L-Glutamin, fetalem Kälberserum sowie Natriumbicarbonat und unterstützt den Erhalt der Morphologie und Funktion der verabreichten Zellen. In verschiedenen Tiermodellen konnten transplantierte Inselzellen von Mäusen, Schweinen und Menschen auf diese Art und Weise einen künstlich induzierten, insulinpflichtigen Diabetes mellitus bei immuninkompetenten Mäusen umkehren. Die gemessenen Blutglucose- und C-Peptid-Werte von diesen Mäusen unterschieden sich nicht von denen nicht-diabetischer Mäuse.

Im nächsten Schritt konnten die Ergebnisse an immunkompetenten Tieren, denen Anti-B-Lymphozyten-Stimulator-Antikörper und Rapamycin zur Immunsuppression verabreicht wurden, histologisch bestätigt werden. Anschließende Versuche zeigten wiederholt die Überlegenheit der IVM-basierten Methode gegenüber der bislang praktizierten Transplantation in die Lebergefäße.

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