Inhalatives Interferon beta vielversprechend bei Covid-19 |
Theo Dingermann |
21.07.2020 08:00 Uhr |
Eine inhalative Anwendung von Medikamenten ist bei einer Lungenentzündung bei Covid-19 liegt nah (Symbolbild). / Foto: Getty Images/Branimir Nedeljkovic
Auf ihrer Homepage wird der CEO der Firma Synairgen, Richard Marsden, wie folgt zitiert: »Wir alle sind erfreut über die heute bekannt gegebenen Studienergebnisse, wonach die Zahl der Patienten, die im Laufe der Hospitalisierung beatmungspflichtig wurden, durch eine Behandlung mit SNG001 stark reduziert wird.« Bei SNG001 handelt es sich um Interferon-beta, das so formuliert ist, dass es über einen Vernebler verabreicht werden kann.
Marsden bezieht sich bei seiner Aussage auf eine doppelblinde, placebokontrollierte Studie mit 101 Patienten, die an neun spezialisierten Krankenhausstandorten in Großbritannien im Zeitraum vom 30. März bis 27. Mai 2020 behandelt wurden. Bei den Patienten, die mit SNG001 behandelt wurden, war die Wahrscheinlichkeit, während der Behandlungszeit (1. bis 16. Tag) einen so schweren Erkrankungsverlauf zu entwickeln, der beispielsweise eine Beatmung erforderte oder zum Tod führte, um 79 Prozent geringer als bei Patienten, die ein Placebo erhielten.
Zudem war die Wahrscheinlichkeit einer Genesung (definiert als »keine Einschränkung der Aktivitäten« oder »kein klinischer oder virologischer Hinweis auf eine Infektion«) im Verlauf der Behandlungszeit bei Patienten, die SNG001 erhielten, mehr als doppelt so hoch wie bei Patienten, die mit einem Placebo behandelt wurden.
Im Verlauf der Behandlungsdauer war das Ausmaß der durch Covid-19 verursachten Atemnot bei Patienten, die SNG001 erhielten, im Vergleich zu denen, die ein Placebo erhielten, deutlich reduziert. Drei Versuchspersonen (6 Prozent) starben nach der Randomisierung in der Placebogruppe. Unter den mit SNG001 behandelten Personen gab es keine Todesfälle.
Bei den Patienten, die zum Zeitpunkt der Einweisung schwer erkrankt waren, erhöhte eine Behandlung mit SNG001 zwar auch die Wahrscheinlichkeit einer Entlassung aus dem Krankenhaus. Dieser Unterschied war jedoch nicht statistisch signifikant. Die mittlere Zeit bis zur Entlassung betrug sechs Tage für Patienten, die mit SNG001 behandelt wurden, und neun Tage für Patienten, die ein Placebo erhielten.
Darüber hinaus schien es bei Patienten, die SNG001 erhielten, mehr als doppelt so wahrscheinlich zu sein, dass sie sich bis zum Ende des Behandlungszeitraums erholt hatten, obwohl auch dieser deutliche Trend keine statistische Signifikanz erreichte. Am 28. Tag hatten die Patienten, die mit SNG001 behandelt wurden, jedoch statistisch signifikant bessere Heilungschancen.
Interessanterweise gibt es keine Hinweise darauf, dass es einen Zusammenhang zwischen den positiven Behandlungseffekten von SNG001 und der vorherigen Dauer der Covid-19-Symptome gibt.
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