In vielen Ländern agieren Online-Apotheken ohne Vorschriften |
Cornelia Dölger |
13.01.2022 09:00 Uhr |
Um möglicherweise gefälschte Rezepte zu erkennen, gehen Online-Apotheken in den untersuchten Ländern ebenfalls unterschiedlich vor. In knapp einem Drittel der Länder können sie sich bei der Überprüfung auf eine Liste von registrierten Medizinern stützen, um die Echtheit des Rezepts zu verifizieren. So ist es in vielen europäischen Ländern üblich. Insgesamt verlassen sich aber fast 60 Prozent der untersuchten Länder auf andere Systeme, etwa eine dem Apotheker auferlegte Prüfpflicht.
Um wiederum die Authentizität und Legalität der Online-Apotheken an sich zu prüfen, haben fast 40 Prozent der untersuchten Länder keinerlei Handhabe. In ihren Ländern existierten dafür keine etablierten Systeme, heißt es. Etwas über ein Drittel der Länder gab an, dass die Kundinnen und Kunden dies selbst über eine Liste an registrierten Online-Apotheken herausfinden könnten/müssten. Einige europäische Länder bieten zudem eine spezielle Website zur Echtheitsbescheinigung an. In anderen Ländern läuft es über Lizenzen, über die Adresse der dazugehörigen Vor-Ort-Apotheke, über ein Logo oder über regionale Apothekenaufsichtsbehörden. Für unabdingbar halten es 80 Prozent der untersuchten Länder, dass die Online-Apotheken eine feste physische Adresse haben.
Um Rabatte auf Online-Medikamente im Zaum zu halten, hat fast die Hälfte der untersuchten Länder keinen gesetzlichen Ansatzpunkt; in 40 Prozent der Länder gibt es dafür demnach keine Regulierung. Unter den untersuchten Ländern in Europa halten aber fast 30 Prozent solche Vorschriften vor. Auffällig: Mehr als ein Drittel aller untersuchten Länder gab an, nicht zu wissen, ob die Rabattierungen in ihrer Region geregelt sind. 45 Prozent sagten aber, dass die Werbung für solche Rabattierungen durchaus geregelt sei, die meisten davon sind Länder in Europa. Die Hälfte der untersuchten afrikanischen Länder hingegen gab an, dass in ihren Regionen keine Regelungen oder Beschränkungen bestünden.
»Die Kunden verlangen heute mehr Annehmlichkeiten, Innovationen und eine individuelle Ansprache«, erläuterte die FIP-Vorstandsvorsitzende Catherine Duggan in der Mitteilung zum Report. Insofern gelte es, die Digitalisierung auch für die lokalen Apotheken als Chance zu begreifen. Apotheken müssten ihre elementare Rolle als Medizin-Fachleute festigen und ausbauen. Die Pandemie habe gezeigt, wie wichtig digitale Gesundheitsservices seien. So seien die Apotheken gefordert, ihrer Kundschaft, die mehr und mehr in Onlinekanäle wechsele, einen Mehrwert zu bieten, etwa durch persönliche und individuelle Beratung und Services. Nur so könne die Digitalisierung für lokale Apotheken die Chance bieten, ihren Stellenwert vor Ort, mitten in der Gesellschaft, zu stärken, so Duggan.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.