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Influenza in der Schwangerschaft

Impfung unter anderen Umständen

Eine Influenza während der Schwangerschaft kann die Gesundheit von Mutter und Kind gefährden. Die STIKO empfiehlt die Grippeimpfung allen gesunden Schwangeren ab dem vierten Schwangerschaftsmonat. Der derzeit einzige Impfstoff, der für Schwangere und für Säuglinge unter sechs Monaten zugelassen ist, ist Vaxigrip® Tetra.
Elke Wolf
15.11.2019  15:00 Uhr

Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut empfiehlt werdenden Müttern die Influenza-Impfung ab dem zweiten Trimenon. Schwangere mit chronischen Grunderkrankungen wie Asthma, Diabetes oder Bluthochdruck sollten sich bereits im ersten Schwangerschaftsdrittel impfen lassen. Allerdings, so das RKI, bestehe keine Kontraindikation für die Grippeimpfung auch in den ersten drei Monaten für gesunde Schwangere. Mit der Impfempfehlung zu einem späteren Zeitpunkt will die STIKO verhindern, dass die im ersten Schwangerschaftsdrittel häufiger auftretenden Spontanaborte fälschlicherweise mit der Impfung in Verbindung gebracht werden.

Seit 2010 gehören Schwangere zur Gruppe der Risiko-behafteten Personen, denen die STIKO eine Influenza-Impfung nahelegt. Erfahrungen, die vor allem während der Influenza-Pandemie 2009 gewonnen wurden, haben zu diesem Entschluss geführt. Danach haben Schwangere bei einer Influenza-Infektion ein erhöhtes Risiko für schwere Krankheitsverläufe wie etwa einer Lungenentzündung. Zudem erhöht eine Infektion während der Schwangerschaft die Gefahr von Wachstumsverzögerungen sowie von Fehl- oder Frühgeburten. Hinzu kommt, dass während der Schwangerschaft Medikamente nur eingeschränkt eingesetzt werden können.

Das RKI erklärt hierzu: »Das erhöhte Komplikationsrisiko von Schwangeren hängt mit verschiedenen physiologischen und immunologischen Veränderungen zusammen, die während einer Schwangerschaft im Körper ablaufen. Diese Veränderungen können schwangere Frauen für virale Erreger wie das Influenzavirus empfänglicher machen und schwere Krankheitsverläufe begünstigen.«

Bis vor Kurzem hatte keiner der bei Erwachsenen zugelassenen Impfstoffe eine ausgewiesene Zulassung für die Immunisierung von Schwangeren. Das hat sich seit Sommer dieses Jahres geändert. Vaxigripp® Tetra von Sanofi-Pasteur hat eine Zulassungserweiterung erhalten. Dadurch darf es nun explizit auch Schwangeren verabreicht werden, damit ihre Kinder in den ersten sechs Lebensmonaten passiv gegen Influenzaviren immunisiert sind.

Doppelter Effekt

Damit ist Vaxigrip® Tetra auch die erste Influenza-Vakzine, die zum passiven Schutz von Neugeborenen und jüngeren Säuglingen bis sechs Monate zugelassen worden ist. Alle anderen Impfstoffe sind erst bei Säuglingen ab einem Alter von sechs Monaten indiziert. Die passive Immunisierung funktioniert über die Immunisierung der Schwangeren. Nicht die Babys selbst, sondern ihre Mütter werden dazu während der Schwangerschaft mit der Vakzine geimpft. Die Schwangeren bilden daraufhin Antikörper, die über die Plazenta auf das ungeborene Kind übertragen werden. Dieser Nestschutz soll ab dem ersten Tag nach der Geburt etwa ein halbes Jahr anhalten, bis das Kind selbst geimpft werden kann.

Zwar hat Sanofi-Pasteur bislang als einziger Impfstoff-Hersteller Daten vorgelegt, die diese Indikationserweiterung rechtfertigen, dennoch spricht sich die STIKO nicht für einen präferierten Impfstoff aus. Prinzipiell können Schwangere also auch mit Flucelvax® Tetra, Influsplit® Tetra, Influvac® Tetra oder Xanaflu® Tetra geimpft werden.

Sie empfiehlt generell nur dann bestimmte Vakzinen, wenn Wirksamkeitsunterschiede innerhalb der Vakzine bestehen. Das ist etwa bei den vorliegenden Vakzinen gegen Herpes zoster der Fall. Hier präferiert die STIKO den Totimpfstoff Shingrix® zum Gürtelroseschutz, während der Lebendimpfstoff Zostavax® keine Empfehlung erhalten hat.

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