Impfstoffstudie in den USA gestartet |
Daniela Hüttemann |
17.03.2020 16:14 Uhr |
mRNA-Impfstoffe können den genetische Code für das virale Spike-Protein in menschliche Zellen transportieren. Hier ein 3-D-Modell des Hüllproteins von SARS-CoV-2. / Foto: NIH
An der Open-Label-Studie sollen insgesamt 45 gesunde Erwachsene im Alter von 18 bis 55 Jahren teilnehmen. Die Studie wird am Kaiser Permanente Washington Health Research Institute in Seattle durchgeführt. Bei der Studie sollen verschiedene Dosierungen des experimentellen Impfstoffs getestet werden, um erste Daten über die Sicherheit und Induzierung einer Immunantwort zu generieren.
Getestet wird nun ein Impfstoffkandidat mit dem Kürzel mRNA-1273. Entwickelt wurde er gemeinsam von Forschern des US-amerikanischen National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) und der Biotechnologie-Firma Moderna mit Sitz in Cambridge, Massachusetts. Finanzielle Unterstützung gibt es vom NIH und der Coalition for Epidemic Preparedness Innovations (CEPI).
Entwickelt wurde der Impfstoff auf Basis einer genetischen Plattform. Ähnlich wie bei einem Baukastensystem kann bei der Technik die genetische Information für bestimmte Virusproteine in die menschliche Zelle eingeschleust werden. In diesem Fall wurde der Code für das Spike-Protein von SARS-CoV-2 verwendet. Die verimpfte mRNA veranlasst die menschlichen Zellen, das Virusprotein zu produzieren und auf ihrer Zelloberfläche zu zeigen, wo es vom Immunsystem als fremd erkannt wird und eine Antikörperbildung auslöst. Im Mausmodell konnte mRNA-1273 erfolgreich eine solche Immunantwort auslösen, die vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 schützen soll. Zugrunde liegt dem eine jahrelange Forschungsarbeit an Impfstoffen gegen den SARS- und den MERS-Erreger.
Die Probanden werden nun zwei Dosen des Impfstoffs im Abstand von 28 Tagen intramuskulär in den Oberarm verimpft bekommen. Jeweils 15 Teilnehmer erhalten zweimal 25 µg, zweimal 100 µg oder zweimal 250 µg. Die ersten vier Probanden bekommen zunächst eine Einfachdosis 25 µg, dann folgen vier Teilnehmer mit je 100 µg. Dann soll es eine erste Sicherheitsauswertung, bevor die restlichen elf Probanden der beiden Gruppen ihre erste Dosis erhalten und die ersten Probanden ihre zweite Dosis. Auch dann sollen noch einmal Sicherheitsdaten ausgewertet werden, bevor die dritte Gruppe die höchste Dosis erhält. Nach sechs Wochen soll das Programm abgeschlossen sein.
Die Probanden sollen regelmäßig bis zu ein Jahr nach der zweiten Impfung genau untersucht werden, auch auf Impfreaktion wie Fieber oder Schwellungen an der Impfstelle. Mit Blutproben sollen regelmäßig die Antikörpertiter bestimmt werden. Wann der Impfstoff bei positiven Ergebnissen in Phase II gehen soll, kündigte das NIH noch nicht an. Experten gehen davon aus, dass frühestens 2021 ausreichend geprüfte Impfstoffe für den breiten Einsatz in der Bevölkerung vorliegen.
Das Tübinger Unternehmen CureVac kündigte heute in einer Telefon-Pressekonferenz an, es wolle eine Phase-I-Studie mit seinem mRNA-Impfstoff im Frühsommer beginnen. Derzeit warte man noch auf die Ergebnisse der Tierstudien. Auch CureVac setzt auf ein Oberflächenprotein von SARS-CoV-2, gegen das mittels mRNA eine „natürliche Immunantwort“ induziert werde, hieß es. Das Unternehmen betonte, dass es sich um einen prophylaktischen, keinen therapeutischen Impfstoff handelt. Der Impfstoff soll also vor einer Neuinfektion schützen, nicht aber eine bestehende Covid-19-Erkrankung behandeln.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.