Impfbeginn läuft gut an |
In einem LKW im Landkreis Kassel bereitet PTA Ayse Boz die Impfstoffe vor. Biontech liefert eine Schreibtischunterlage mit, auf der die Anweisungen zur Vorbereitung nochmals erklärt sind. / Foto: Impfzentrum Landkreis Kassel
Rund 42.000 Menschen wurden in Deutschland in den vergangenen drei Tagen bereits gegen Covid-19 geimpft. Dabei spielen vor allem mobile Impfteams eine große Rolle, denn zuallererst sollen Bewohner von Pflegeheimen geimpft werden. In Freiburg etwa sind die ersten Tage gut angelaufen berichtet Frank Uekermann, Leiter des Impfzentrums Freiburg der PZ. Pro Tag wurden dort rund 260 Personen geimpft, bisher allerdings vor allem medizinisches Personal, das auf Intensivstationen in Krankenhäusern arbeitet. Ausgelegt ist das Impfzentrum jedoch für mehr als 2000 Impfungen am Tag, doch dafür fehlt aktuell noch der benötigte Impfstoff. »Wir könnten deutlich mehr verimpfen«, erklärte Uekermann. So werden aktuell nur etwa sechs bis sieben der insgesamt 20 Impfkabinen benötigt. Zusätzlich sind in Freiburg ein bis zwei mobile Impfteams tagsüber unterwegs. Teil der Impfteams ist in Freiburg Apothekenpersonal, das für die Vorbereitung und Verdünnung der Impfstoffe verantwortlich ist. Die Zusammenarbeit habe in den ersten Tagen laut Uekermann sehr gut funktioniert.
Auch in der Mitte Deutschlands, in Kassel liefen die ersten Impfungen gut an. Vor einigen Wochen sprach die PZ bereits mit Christian Heckmann, Apotheker aus dem Landkreis Kassel, über die Pläne, einen Reinraum im dortigen Impfzentrum einzurichten. Die Organisation der Impfzentren ist Ländersache, demnach verwalten die Bundesländer die Impfzentren und die Logistik vor Ort auf unterschiedliche Art und Weise. Auch ob Apothekenpersonal für die Vorbereitung der Impfstoffe verantwortlich sein sollen, ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Von den ersten Erfahrungen des mobilen Impfteams im Landkreis Kassel berichtet Heckmann von der Post-Apotheke Kassel nun ausführlich der PZ.
Herr Heckmann, wie sieht Ihr Fazit für die ersten »Impftage« aus?
Durchweg gut. Wir haben alles, was wir geplant haben, verimpft. Es ist auch keine Mitternachtsaktion geworden, obwohl wir mit einer großen und verwinkelten Einrichtung gestartet haben. Auch von den Einrichtungen sind wir gut aufgenommen worden, dort wurde alles perfekt vorbereitet. Bis Dienstagabend konnten wir in insgesamt vier Einrichtungen die Impfungen durchführen.
Wie beginnt die Arbeit im mobilen Impfteam für Sie?
Die mobilen Teams treten morgens um 7 Uhr an. Dann gibt es eine kleine Begrüßungsrunde. Unser Vize-Landrat Andreas Siebert hat hier den Hut auf, und dann wird erklärt, wo wann hingefahren wird. Die Neuen werden außerdem kurz eingewiesen. Zudem werden wir abgestrichen, damit wir auch alle mit einem negativen Ergebnis rausfahren und nichts in die Heime bringen. Mittlerweile haben wir einen fliegenden Start entwickelt, das heißt, die Verwaltung und die Apotheker fahren vor und die Ärzte kommen eine halbe Stunde bis Stunde später nach.
Wie läuft die Vorbereitung der Impfstoffe vor Ort ab?
Wir haben eine mobile Werkbank sowie einen Kühlschrank im LKW, das bauen wir alles vor Ort auf. Das heißt Strom muss da sein, den müssen wir erst verlegen. Nach ungefähr einer halben Stunde sind wir produktionsbereit, dann geht es los. Die aseptische Vorbereitung in kontrollierter Umgebung können wir auf diese Weise sicherstellen, so können wir fast arbeiten wie im Impfzentrum.
Wie viele Personen hat Ihr mobiles Impfteam pro Tag geimpft?
Mit aktuell zwei Impfteams schaffen wir zwischen 200 und 250 Bewohner am Tag. In acht Stunden Arbeitszeit sind wir demnach bei ein bis zwei Heimen pro Tag vor Ort. Dort haben sich bis jetzt rund 90 Prozent der Bewohner impfen lassen, beim medizinischen Personal schwankte es allerdings ungefähr zwischen 20 bis 75 Prozent.
Und wie lange wird es dauern, bis Sie alle Pflegeheime im Landkreis besucht und alle Freiwilligen dort geimpft haben?
Es hängt vor allem daran, wie viel Impfstoff wie wir bekommen. Danach können wir auch errechnen, wie viele Einrichtungen wir besuchen können. Zudem müssen wir bedenken, dass wir in drei Wochen wieder in die Einrichtungen fahren müssen. Ich würde aber sagen, dass wir in sechs bis acht Wochen mit den insgesamt 45 Pflegeheimen im Landkreis durch sind.
Wie sind denn die mobilen Impfteams personell ausgestattet?
Das mobile Impfteam wird zum einen aus dem ärztlichen Team sowie den Apothekern gebildet. Das ärztliche Impfteam besteht immer aus einem Arzt, einer medizinischen Fach- und einer Hilfskraft. Mindestens ein Notfallmediziner sowie ein Rettungssanitäter müssen dabei sein. Ein mobiles Apothekenteam besteht immer aus einem Apotheker und einer PTA oder einer Pharmaziepraktikantin.
Gab es Probleme bei der Verimpfung oder sogar Nebenwirkungen?
Wir hatten bis jetzt zweimal Kreislaufprobleme und einmal eine Beschwerde, dass das Impfen weh tat. Allerdings sind das keine ernsthaften Nebenwirkungen, sondern vermutlich eher Stress und der Aufregung geschuldet. Ich wurde gestern auch geimpft. Mein Arm tut ein bisschen weh, und ich habe das Gefühl, dass ich ein bisschen müde bin, aber ich habe die Impfung sehr gut vertragen.
Wo liegen aktuell die größten Probleme bei der Verimpfung?
Ich denke nicht, dass die Kühlung das größte Problem ist, sondern eher die Logistik. Ich würde mir deshalb wünschen, dass wir künftig genau wissen, wann wir wie viel Impfstoff bekommen. Das ist das Entscheidende vor allem auch bezüglich der Personalplanung. Zudem hat es hier im Landkreis sehr gut funktioniert, dass bei der Planung des Impfzentrums und der mobilen Impfteams alle, sowohl der Rettungsdienst, die Ärzte, die Politik und auch wir Apotheker mit am Tisch saßen. Unsere pharmazeutische Expertise wurde sehr wertgeschätzt. Das würde ich mir auch für die Zukunft wünschen, dass diese Vorgehensweise bei gesundheitlichen Fragen immer so gehandhabt wird.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.