Immer mehr Grippe- und Corona-Impfungen im Rheinland |
Melanie Höhn |
09.01.2023 14:30 Uhr |
Die erste Grippeschutzimpfung in einer deutschen Apotheke fand am 6. Oktober 2020 in Bonn statt. / Foto: AVNR
Erstmals dürfen in dieser Grippesaison 2022/23 auch die Apotheken bundesweit Grippe-Impfungen in der Offizin anbieten. Nachdem das Masernschutzgesetz 2020 regionale Modellprojekte mit impfenden Apotheken erlaubt hatte, machte das Pflegebonusgesetz 2022 daraus eine Regelversorgung.
Nordrhein war neben dem Saarland eines der ersten Bundesländer mit dem Modellprojekt Grippe-Impfung in der Apotheke. Die Projektphase lief von Herbst 2020 bis Herbst 2022 an Rhein und Ruhr, Vertragspartner waren der Apothekerverband Nordrhein (AVNR) und die AOK Rheinland/Hamburg. Im Oktober 2020 wurde in einer Bonner Apotheke zum ersten Mal in Deutschland in einer Apotheke gegen das Grippevirus geimpft, ein Jahr später boten bereits fast 150 Apotheken im Rheinland Grippe-Impfungen im Rahmen des Modellprojekts an und führten etwa 1300 durch. Seit Herbst 2022 können alle Bürgerinnen und Bürger, egal wie sie versichert sind, sich in etwa 230 Apotheken im Rheinland gegen Grippe impfen lassen. Das habe zu einem enormen Anstieg der Grippe-Impfungen in Apotheken geführt, informierte der AVNR am heutigen Montag in einer Pressemeldung. Laut einer wissenschaftlichen Auswertung waren 100 Prozent der rund 1400 Personen, die sich 2021 in den Apotheken im Rahmen des Modellprojekts hatten impfen lassen, »ziemlich« oder »sehr« zufrieden. Auch eine Studie aus dem Saarland konnte zeigen, dass sich die Zahl der Apotheken-Impfungen im Saarland, ein weiteres Bundesland mit dem Modellprojekt Grippeimpfung, verdoppelt hatte.
Im Rheinland habe sich die Anzahl der durchgeführten Grippeschutz-Impfungen in Apotheken seit dem Impfstart im Oktober 2020 von etwa 400 im Jahr 2020 auf 1300 im Jahr 2021 auf fast 10.000 in der aktuell laufenden Saison 2022/23 erhöht, erklärte der AVNR. »Und die Impfsaison ist ja noch nicht vorbei. Das sind sensationelle Zahlen«, sagte Thomas Preis, Vorsitzender des AVNR.
Auch Coronavirus-Impfungen soll es dauerhaft in Apotheken geben: Der Bundestag hatte kurz vor Weihnachten beschlossen, diese in die Regelversorgung zu überführen. Bis April 2023 sollen der GKV-Spitzenverband und der Deutsche Apothekerverband (DAV) dazu Details aushandeln. Grundsätzlich sollen die Coronavirus-Impfungen ab April 2023 in die Regelversorgung überführt werden.
Im Rheinland konnte bei den erst im Februar 2022 gestarteten Corona-Impfungen die anfängliche Anzahl von 1250 im ersten Monat bis Jahresende auf insgesamt fast 80.000 »enorm gesteigert werden«, wie der AVNR informierte. »Das niedrigschwellige Impfangebot der Apotheken hat sich bewährt. Die aktiv impfenden Apotheken berichten von der hohen Zufriedenheit der geimpften Bürgerinnen und Bürger«, erklärte Preis. »Viele impfende Kollegen berichten auch davon, dass alle diejenigen, die im Sommer mit der Corona-Impfung in der Apotheke positive Erfahrungen gemacht haben, dann auch im Herbst das Angebot genutzt haben und jetzt schon fast automatisch zur Grippe-Impfung in die Apotheke kommen«, so Preis.
Beim Impfen in Apotheken habe das Rheinland mit etwa 300 impfenden Apotheken bundesweit die Nase vorn. Der Anteil nordrheinischer Apotheken aller bundesweit impfenden Apotheken belaufe sich auf 20 Prozent und sei damit mehr als doppelt so hoch wie in den anderen Bundesländern. »Und Monat für Monat entscheiden sich weitere Apotheken dazu, das Impfen als Dienstleistung anzubieten«, erklärte Preis. Bei den durchgeführten Corona-Impfungen liege Nordrhein mit 25 Prozent sogar noch etwas weiter vorn.
»Das Impfen in der Apotheke ist sicher und mittlerweile zur Routine geworden. Deshalb ist es auch gut, dass der Gesetzgeber Corona- und Grippe-Impfungen als Regelleistung in den Apotheken fest etabliert hat«, so Preis. Die Vorteile des Impfens in der Apotheke für die Bürgerinnen und Bürger seien die gute und unkomplizierte Erreichbarkeit, aber auch die Öffnungszeiten kämen vielen entgegen. Impfen sei zum Beispiel auch mittwochs- und freitagsnachmittags sowie samstags möglich. Das regele aber jede Apotheke für sich. Vielfach gäbe es auch bereits ein Vertrauensverhältnis zwischen impfenden Apothekerinnen und Apothekern und ihren Impflingen. Denn oft würden die Apotheker die Patienten gut kennen, weil sie dort auch mit Medikamenten individuell versorgt würden, so Preis weiter.
»Wir gehen davon aus, dass durch das gut erreichbare Impfangebot der Apotheken die Impfquoten bei Corona- und Grippe-Impfungen in den nächsten Jahren deutlich gesteigert werden können«, erklärte Preis. Beispielsweise habe Deutschland bei den jährlichen Grippeimpfungen noch viel aufzuholen. Während die WHO eine Impfquote von 75 Prozent empfehle, belaufe sich die Influenza-Impfquote von über 60-Jährigen in der Saison 2020/2021 bundesweit auf nur rund 47 Prozent. Die Steigerung der Impfquoten sei auch bei vielen anderen Schutzimpfungen wichtig, so Preis weiter. Deshalb wäre es wünschenswert, dass Apotheken schon bald weitere Impfungen, wie beispielsweise die FSME-Impfungen anbieten könnten.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.