Pharmazeutische Zeitung online
Hypertonie

Im Alter individuell behandeln

Vorsicht Nebenwirkungen

In einer Metaanalyse (10) wurden mehr als 50 Studien im Hinblick auf Nebenwirkungen ausgewertet. Der primäre Endpunkt war die Sturzhäufigkeit, da man dieses Risiko bisher als limitierend für die Intensität einer antihypertensiven Therapie angesehen hat. Die Metaanalyse zeigte keine Korrelation zwischen Therapie und erhöhter Sturzgefahr oder Frakturen. Dafür traten akute Nierenschäden, Hyper- und Hypokaliämien, Hypotension und Synkopen deutlich häufiger auf.

Das sollte dazu führen, dass der Arzt eine individualisierte blutdrucksenkende Pharmakotherapie unter Berücksichtigung insbesondere der Nierenleistung auswählt. Bei Niereninsuffizienz muss möglicherweise die Dosis gesenkt oder häufiger der Kaliumspiegel kontrolliert werden, um Hyperkaliämien, beispielsweise bei der Kombination von ACE-Hemmern und kaliumsparenden Diuretika, rechtzeitig zu erkennen. Apotheker sollten bei der Auswahl der Arzneistoffe darauf hinweisen, dass bei einer Hyperkaliämie ACE-Hemmer oder Sartane nicht empfehlenswert sind.

Komorbiditäten mitbeachten

In der Leitlinie (3) sind weitere Therapiealgorithmen je nach Begleiterkrankungen, zum Beispiel für Koronare Herzkrankheit (KHK), Herzinsuffizienz, Vorhofflimmern und chronische Niereninsuffizienz, dargelegt. Diese sind nach den gleichen Regeln wie die dargestellte Basistherapie aufgebaut, um eine möglichst einfache und praktikable Pharmakotherapie zu ermöglichen.

Eine weitere Handlungshilfe gibt der Therapiealgorithmus bei chronischer Niereninsuffizienz, die gerade bei älteren Patienten häufig Anwendung findet. Die Nierenleistung nimmt physiologisch mit dem Alter ab. Eine Hypertonie verschlechtert zusätzlich die Nierenleistung. Wenn dann noch ein Arzneimittel eingesetzt wird, das das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System beeinflusst, ist eine sich beschleunigende Niereninsuffizienz unausweichlich. Daher sind bei älteren Patienten das Wirkstoffprofil und die individuelle Dosierung zu berücksichtigen.

Die Therapiestrategie bei gleichzeitig bestehender KHK und Hypertonie sieht ebenfalls drei Stufen vor, wobei fixe Arzneistoffkombinationen in einer oder maximal zwei Tabletten bevorzugt werden. Die Therapie startet mit einer Zweifachkombination; es folgt eine Dreifachkombination als Stufe 2 und schließlich bei resistenter Hypertonie die Dreifachkombination plus Spironolacton (oder anderem Diuretikum, Alphablocker oder Betablocker). Bei der KHK werden initial Kombinationen aus ACE-Hemmer oder Angiotensinrezeptor-Blocker plus Betablocker oder Calciumantagonist favorisiert. In dieser ersten Stufe sind auch Kombinationen aus Calciumantagonist oder Betablocker jeweils plus Diuretikum empfohlen. Die Kombination mit Betablockern wird bei KHK bevorzugt.

In der Leitlinie gibt es weitere speziell empfohlene Kombinationen bei weiteren Komorbiditäten wie Vorhofflimmern oder Herzinsuffizienz.

Mehr von Avoxa