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Florence Nightingale

Ikone der Pflege

1860 gründete Florence Nightingale am St. Thomas‘ Hospital in London eine Schwesternschule und legte damit den Grundstein für die moderne Krankenpflege. Das Vermächtnis der Sozialreformerin scheint heute wichtiger denn je.
dpa
12.05.2020  10:38 Uhr

In der Coronakrise werden Pflegende zurzeit weltweit als Helden und Heldinnen gefeiert. Doch die Verehrung trifft nicht nur auf Gegenliebe. Es werde übersehen, dass Pflegende auch Bedürfnisse haben, so die Kritik von Experten. »Es sind menschliche Wesen mit Familien und mit Ängsten«, sagte Annette Kennedy, die Präsidentin des Weltverbands der Krankenschwestern und Pfleger im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Besorgniserregend findet Kennedy, dass oft keine ausreichende Schutzkleidung zur Verfügung steht. Sie hofft, dass die Erfahrungen mit der Corona-Pandemie dazu führt, zukünftig mehr Geld in die Gesundheitsversorgung zu investieren. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO fehlen rund um den Globus rund sechs Millionen Pflegekräfte. Schon die britische Krankenschwester Nightingale wusste um die Gefahren ihrer Aufgabe. Im britischen Militärkrankenhaus Scutari in einem heutigen Stadtteil von Istanbul erkrankte sie während des Krim-Krieges (1853 bis 1856) vermutlich an Brucellose. Die Infektionskrankheit wurde zum chronischen Leiden, das sie für den Rest ihres Lebens begleitete.

Als Nightingale die notdürftig zum Krankenhaus umgebaute Kaserne 1854 erreichte, fand sie verheerende hygienische Bedingungen vor. Patienten lagen in ihren Exkrementen, das Trinkwasser war verseucht und die Ärzte trugen blutverschmierte Kittel. Akribisch sammelte sie Daten, erstellte Fragebögen und dokumentierte, woran die ihr anvertrauten Soldaten starben. 1858 wurde Nightingale als erste Frau in die Königliche Statistische Gesellschaft in Großbritannien aufgenommen.

Nightingale, die wegen ihrer nächtlichen Visiten auch »Lady mit der Lampe« genannt wurde, brachte Licht ins Dunkel des Sterbens in Scutari. Sie beobachtete, dass ihre Patienten häufiger an Infektionen starben als an ihren Kriegsverletzungen. Die Mittel, die sie dagegen einsetzte, kommen einem in Zeiten der Coronavirus-Pandemie bekannt vor. Dazu gehörten: häufiges Händewaschen, gut durchlüften und allzu große Enge beseitigen. Die Pionierin der Pflege wusste nichts von den Erregern und Übertragungswegen, rettete aber unzähligen Patienten das Leben und wurde durch ihre Arbeit in Scutari schon zu Lebzeiten zur Legende.

Das kleine Florence-Nightingale-Museum in London hat derzeit eine Sonderausstellung zum 200. Geburtstag seiner Namensgeberin eingerichtet. Da die Räume wegen der Corona-Pandemie schließen mussten, ist sie zurzeit als Online-Ausstellung zu sehen.

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