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Apothekerin mit Hirnvenenthrombose

»Ich kann nicht sagen, dass ich die Impfung bereue«

Die 29-jährige Apothekerin Sonja Kehm hat die Impfung mit dem Covid-19-Impfstoff von Astra-Zeneca nur knapp überlebt. Die Folgen könnten sie ihr Leben lang begleiten. Trotzdem bereut sie die Impfung nicht. Im Gespräch mit der PZ berichtet sie von ihren Erfahrungen.
Carolin Lang
20.07.2021  09:00 Uhr

Diagnose und Therapie

Warum es bei Einzelnen zu dieser ungewöhnlichen Gerinnungsstörung kommt, ist noch nicht abschließend geklärt. Die Arbeitsgruppe um Professor Dr. Andreas Greinacher von der Universität Greifswald lieferte jedoch bereits Ende März eine Erklärung für den Pathomechanismus. Demnach kommt es durch die Impfung im Rahmen der inflammatorischen Reaktion und Immunstimulation zu einer Antikörperbildung gegen Plättchenantigene. Die Antikörper induzieren dann abhängig oder unabhängig von Heparin eine massive Thrombozytenaktivierung in Analogie zur heparininduzierten Thrombozytopenie (HIT). Basierend auf dieser Annahme empfiehlt die Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung (GTH) zur Diagnose ein Blutbild mit Bestimmung der Thrombozytenzahl und D-Dimere sowie ein Blutausstrich und gegebenenfalls eine weiterführende bildgebende Diagnostik. Bei nachgewiesener Thrombozytopenie und/oder einem Nachweis einer Thrombose sollte unabhängig von einer vorherigen Heparinexposition eine Testung auf pathophysiologisch relevante Antikörper erfolgen.

Entsprechend handelten offenbar auch die Ärzte im Fall von Kehm. Anhand ihres Blutbildes habe man zunächst eine Thrombozytopenie sowie eine D-Dimer- und CRP-Wert-Erhöhung festgestellt, berichtet sie. Die HIT-Diagnostik sei ebenfalls positiv gewesen. Daraufhin habe eine bildgebende Untersuchung mittels MRT gefolgt, die jedoch keinen Hinweis auf eine Hirnvenenthrombose geliefert habe. »Ich war sehr beruhigt, dass keine Thrombose vorlag und habe mir zu dem Zeitpunkt eigentlich noch keine großen Sorgen gemacht, dass das Ganze übel für mich enden könnte.« Laut Kehm folgten die stationäre Aufnahme sowie medikamentöse Therapiemaßnahmen. Sie erhielt zunächst Dexamethason (i.v.), Argatroban (i.v.) und ein Breitspektrumantibiotikum.

Zwei Tage darauf, am 2. April, bemerkte die Apothekerin Petechien (eine Vielzahl kleiner Blutergüsse) an ihren Händen und litt zudem erneut unter moderaten Kopfschmerzen. Nach Aussage ihrer Mutter hatte sie außerdem Wortfindungsstörungen, an die sie selbst sich jedoch nicht erinnern kann. »Bis dahin ging es mir eigentlich recht gut und mir war vor allem furchtbar langweilig. Weder meine Eltern noch mein Lebensgefährte durften mich besuchen. Die Existenz von Videotelefonaten lernte ich in dieser Zeit sehr zu schätzen«, schildert sie. Danach setzt ihre Erinnerung aus.

Aus dem Arztbericht weiß sie, dass bei ihr Symptome wie starke Kopfschmerzen, die sich durch die Verabreichung von Analgetika jedoch nicht besserten, sowie Übelkeit, Erbrechen und fluktuierende Aphasie (Verlust des Sprechvermögens oder Sprachverstehens) auftraten. In der Nacht zum 4. April sei durch bildgebende Verfahren eine Hirnvenenthrombose und eine Hirnblutung diagnostiziert worden. Die medikamentöse Therapie sei über zwei Tage durch Immunglobuline ergänzt worden. Da ein epileptischer Anfall nicht habe ausgeschlossen werden können, erhalte Kehm bis zum heutigen Tag Levetiracetam. Ihre Eltern seien telefonisch darüber informiert worden, »dass durchaus Lebensgefahr bestehe und man erst nach fünf bis sechs Tagen vorsichtig optimistisch sein könne, da bis dahin der Hirndruck noch ansteigen könne. Eine Operation wolle man möglichst vermeiden«, berichtet die Mutter.

Die nächste Erinnerung hat die junge Frau dann erst wieder an den 9. April, an dem sie doppelt sehend mit Kopfschmerzen, Gesichtsfeldeinschränkung und tauben Fingern erwacht sei. »Mir war gar nicht bewusst, wie viel Zeit inzwischen vergangen war«, schildert sie. Am 19. April sei die Thrombozytenzahl laut Arztbericht erstmals wieder normal gewesen.

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