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Krebsvorsorge

Hoden in drei Schritten selbst untersuchen

Hodenkrebs gehört zu den häufigsten Krebsarten bei Männern jüngeren und mittleren Alters. Früh erkannt, besteht eine nahezu 100-prozentige Heilungschance. Urologen raten daher zu einer monatlichen Selbstuntersuchung der Hoden, die in drei einfachen Schritten funktioniert.
Laura Rudolph
02.11.2022  15:30 Uhr

Innerhalb weniger Monate wurden zuletzt mehrere Fälle von Hodenkrebs unter Profi-Fußballern bekannt. Doch gibt es derzeit keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass diese Personengruppe ein erhöhtes Risiko für diese Krebsart hat, stellte die Deutsche Gesellschaft für Andrologie kürzlich in einer Pressemitteilung klar. Wahrscheinlicher als ein ursächlicher Zusammenhang sei eine Koinzidenz. »Auch ohne bewiesenen Zusammenhang bleibt die generelle Gefahr einer Hodenkrebs-Erkrankung, bisher größtenteils ein Tabu-Thema, bestehen – insbesondere für jüngere Männer«, sagt Catrin Steiniger, Präsidentin des Berufsverbands der Deutschen Urologen. 

In Deutschland erkranken jährlich etwa 4200 Männer an Hodenkrebs. Mit einem Anteil von 1,6 Prozent an allen Krebsarten bei Männern tritt er vergleichsweise selten, dafür aber meist schon in jungen Jahren auf. Mehr als jeder zweite Hodenkrebspatient ist zwischen 20 und 39 Jahren alt. Im Jahr 2020 war Hodenkrebs bei Männern dieser Altersklasse die häufigste Krebsart, verursachte 10.900 stationäre Behandlungen sowie 197 Todesfälle, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden aktuell in einer Pressemitteilung berichtet.

Im Vergleich zum Jahr 2000 ist die Anzahl der hodenkrebsbedingten Klinikaufenthalte demnach um etwa 40 Prozent gesunken. Neben einem demografischen Rückgang von Männern jungen und mittleren Alters um etwa 13 Prozent innerhalb desselben Zeitraums dürften vornehmlich verbesserte Präventionsmaßnahmen zu dieser positiven Entwicklung beigetragen haben.

Risikofaktoren sind neben erblicher Prädisposition auch eine Fehllage der Hoden wie Leisten- oder Pendelhoden beziehungsweise Hodenhochstand. Auch Männer mit der Diagnose Unfruchtbarkeit haben ein erhöhtes Risiko, an Hodenkrebs zu erkranken.

Gute Heilungsaussichten bei früher Diagnose

Die bösartigen Tumoren entstehen meistens aus den Keimzellen. Ein erstes Anzeichen kann eine einseitige, schmerzlose Schwellung oder Verhärtung des Hodens sein. Weitere Alarmsignale sind ein Schweregefühl oder ein Ziehen im Hoden oder in der Leiste sowie angeschwollene oder schmerzhafte Brustdrüsen. Im fortgeschrittenen Stadium können Rückenschmerzen hinzukommen, bedingt durch vergrößerte Lymphknoten im Bauchraum.

Früh erkannt, ist die Prognose bei Hodenkrebs gut. Die Krebsart gehört seit Einführung der Cisplatin-basierten Chemotherapie zu denen mit den besten Heilungschancen. Wird Hodenkrebs früh behandelt, liegen diese bei 90 bis 98 Prozent.

Selbstcheck einmal pro Monat

Durch regelmäßige Selbstuntersuchungen steigt die Chance, Anzeichen frühzeitig zu erkennen. Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) rät Männern zwischen 14 und 45 Jahren, einmal pro Monat ihre Hoden abzutasten. Das funktioniert in drei Schritten:

  1. Eine warme Dusche oder ein warmes Bad entspannt die Haut des Hodensacks, der sich folglich besser abtasten lässt. Hoden und Hodensack in der geöffneten Handfläche von unten betasten und leicht auf- und abbewegen. Haben sich Größe oder Gewicht im Vergleich zur letzten Untersuchung verändert?
  2. Um die Hoden einzeln abzutasten, die Hoden zwischen Daumen sowie Zeige- und Mittelfinger hin- und herrollen. Sind Unebenheiten zu spüren?
    Achtung: Außen auf den Hoden liegen die Nebenhoden auf, die tastbar sind und mit einem auffälligen Befund verwechselt werden können.
  3. Spiegelcheck: Sind Schwellungen im Bereich des Hodensacks sichtbar?

Fallen Veränderungen sowie Knoten oder Schwellungen auf, sollte umgehend ein Urologe aufgesucht werden. Dieser kann überprüfen, ob tatsächlich Hodenkrebs vorliegt.

Schnauzer für mehr Aufklärung

Um das Bewusstsein für Männerkrankheiten wie Hoden- oder auch Prostatakrebs zu schärfen, entstand vor knapp 20 Jahren die Bewegung »Movember«. Dabei lassen sich Männer den ganzen November über einen Schnurrbart wachsen und sammeln Spenden für Einrichtungen, die im Bereich Männergesundheit forschen. Als eine Art Aufklärungskampagne soll die Aktion zudem auf psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Suizidalität aufmerksam machen.

 

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