Hochpreiser effektiver einsetzen |
Daniela Hüttemann |
29.02.2024 14:08 Uhr |
Gnekow plädiert daher dafür, über die Finanzierung hochpreisiger Arzneimittel grundsätzlich nachzudenken. »Es werden immer mehr Hochpreiser und die killen irgendwann unser gesamtes Gesundheitssystem«, befürchtet der Kammerpräsident. Sie machten derzeit nur 0,5 Prozent der abgegebenen Packungen aus, verursachten aber 35 Prozent des Arzneimittelumsatzes für die GKV. »Das können wir gar nicht bei Omeprazol, Furosemid und Simvastatin einparen.«
Es brauche stärkere Begrenzungen bei den Preisen für die Hochpreiser und einen effektiveren Einsatz – hier sollen sich seiner Meinung nach die Apotheken stärker einbringen, um dem System Geld einzusparen. »Um das Thema wird die junge Apothekergeneration gar nicht herumkommen. Irgendwann werden wir auch priorisieren müssen, wer diese Medikamente noch bekommen darf.« Apotheker könnten zum Beispiel stärker darauf achten, dass sie indikationsgetreu eingesetzt werden.
Die Delegierten diskutierten erste Ideen, wie sogenannte Pay-for-Performance-Modelle, bei denen Pharmafirmen erst ihr Geld erhalten, wenn die Therapie auch anschlägt. Eine andere Möglichkeit könnten demnach Hochpreiser als Kommissionsware sein.
Dann könnten die Apotheken sich häufigere Mittel wieder mehr ans Lager legen. Überschüssige Ware kann bei diesem Modell später ohne eigene Kosten zurückgegeben werden. Grundsätzlich müsse auch geregelt werden, wer das Risiko trägt bei Bruch, Schwund oder Retaxierungen solcher Packungen.
Die Politik werde auch dankbar sein, wenn die Apotheken sich mit besseren Lösungen für die Notfallversorgung einbringen würden, glaubt Gnekow. Gemäß Eckpunktepapier der Regierung soll es demnächst gemeinsame »Notfall-Tresen« der Krankenhäuser und niedergelassenen Ärzte geben, wo eine Triage durchgeführt wird. In den integrierten Notfallzentren soll nach Willen der Politik die Arzneimittelabgabe vor Ort sichergestellt werden.
Damit das nicht in einem Dispensierrecht für die Ärzte münde, müssten die Apotheken hier Gegenvorschläge machen, meint Gnekow. »Denken wir mal anders herum aus Sicht der Patienten: Warum sollte das Medikament nicht von der notdiensthabenden Apotheke zu ihm kommen?«
Das könnte mit dem E-Rezept einfacher werden und sei zumindest für eine Großstadt wie Hamburg denkbar. »Wir brauchen eine zeitgemäße, schnelle Versorgung der Bevölkerung, bei der nicht zu viele von uns unnötig nachts herumstehen und nichts zu tun haben. Dafür werden auch Änderungen diverser Vorschriften nötig sein.«
Andere Ideen der Delegierten waren eine Hotline für Ärzte und Patienten, welche Apotheke das benötigte Medikament vorrätig hat, oder auch eine digitale Lösung hierfür sowie der flexiblere Einsatz angestellter Apotheker in anderen Apotheken. Matthias Wriedt erklärte, in der Schweiz gebe es eine Art Genossenschaftsmodell: Dort betreiben die umliegenden Apotheken eine gemeinsame Räumlichkeit am Notfallzentrum, wo die Apotheker abwechselnd Notdienst leisten statt in der eigenen Apotheke.
Als erste Schritte will die Kammer nun den Notdiensttausch vereinfachen und eine Abfrage starten, wie häufig der Apothekennotdienst in Hamburg derzeit in Anspruch genommen werde, zu welchen Uhrzeiten und wie sich der Anteil von Rx- und NonRx-Artikeln verhält.