Hilfe anbieten ist nie verkehrt |
Sehbehinderten könne man auch gut aus der Entfernung helfen, beispielsweise indem man als Navi fungiere. Dafür sei kein Körperkontakt wie hier zu sehen nötig. / Foto: Getty Images/Andrey Popov
Blinde und sehbehinderte Menschen brauchen in Zeiten von Corona mehr Hilfe. «Die Menschen haben Angst, sie fühlen sich allein gelassen», sagte der Geschäftsstellenleiter des Blinden- und Sehbehindertenverbands Brandenburg, Joachim Haar. Sehbehinderte Menschen könnten sich nur eingeschränkt über das aktuelle Geschehen informieren, da sie zum Beispiel keine Zeitung lesen könnten, sagte Haar. «Mit der Maske beschlägt die Brille. Außerdem sind Stimmen nicht mehr gut zu hören. Gerade die sind für Menschen, die nicht mehr richtig sehen können, ganz wichtig.»
Als sehbehindert gilt, wer weniger als 30 Prozent sieht. Blind ist, wer weniger als zwei Prozent sieht. «Für mich sind Sprüche wie «bist du blind» oder «kannst du nicht richtig gucken» kein Problem», sagte Haar. «Ja, klar!», antworte er dann. Das gehe nicht jedem so. Besonders Menschen, die – wie der Großteil – erst im Alter erblinden, kränke die Zurückweisung. Dabei seien sie besonders auf Hilfe im Alltag angewiesen. Im Kleinen helfe manchmal ein freundliches «kann ich helfen», sagte Brandenburgs Sozialministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) anlässlich des Sehbehindertentages am 6. Juni, doch der Bewusstseinswandel hin zu einer inklusiven Gesellschaft sei eine Aufgabe für alle und müsse Ziel der Politik sein.
Viele Befragte hätten angegeben, dass die Hilfsbereitschaft seit Beginn der Corona-Zeit gesunken sei, sagte Volker Lenk, Sprecher des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbands. «Sehende denken, Hilfe anzubieten ist gleichbedeutend mit Führen.» Man könne aber auch gut aus der Entfernung helfen, beispielsweise indem man als Navi fungiere. Plexiglasscheiben ohne kontrastreiche Markierung sind laut Lenk ein großes Problem für sehbehinderte Menschen. «Betroffene sehen die Scheibe nicht und knallen davor», sagte Lenk.
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