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Sonnencremes

Hautkrebsschutz überwiegt bedenkliche Inhaltsstoffe

Immer wieder sorgen manche Inhaltsstoffe von Sonnenschutzmittel für Schlagzeilen. Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft betont, dass der Nutzen des Sonnenschutzes überwiegt, man jedoch nicht mehr die Produkte vom Vorjahr verwenden sollte.
Daniela Hüttemann
23.06.2021  13:30 Uhr

Schon länger stehen einige spezielle chemische UV-Filter wie das Octocrylen in der Kritik. Denn bei diesem entsteht mit der Zeit als Abbauprodukt Benzophenon, das wiederum unter Verdacht steht, krebserregend und als endokriner Disruptor zu wirken. Im März hatten Forscher eine Studie veröffentlicht, bei der sie 17 herkömmliche Sonnenschutzprodukte künstlich im Labor altern ließen und dann auf bedenkliche Stoffe untersuchten. Bei 16 von 17 getesteten Produkten fanden sie deutlich erhöhte Benzophenon-Konzentrationen.

»Bislang galt der Einsatz von Octocrylen als unbedenklich, sofern bei Patienten keine Photoallergie gegen Ketotifen (ein Antiallergikum) bestand. Diese Forschungen zeigen jedoch, dass der Einsatz zu überdenken ist, da das Vorhandensein von Benzophenon nicht ausgeschlossen werden kann«, erklärt Professor Dr. Peter Elsner, Direktor der Klinik für Hautkrankheiten am Universitätsklinikum Jena und Beauftragter für die Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG). Die Überwachungsbehörden sollten nun überprüfen, ob in Deutschland verkaufte Octocrylen-haltige Sonnenschutzmittel bedenkliche Konzentrationen von Benzophenon enthalten.

»Dem eher hypothetischen Risiko von Benzophenon steht aber ein echtes und durch Studien belegtes Risiko gegenüber, durch zu viel UV-Strahlung an Hautkrebs zu erkranken«, schreibt die DDG. »Die Schlagzeilen zu ›krebserregenden Stoffen in Sonnencremes‹ dürfen nicht dazu führen, dass das Eincremen reduziert oder gar darauf verzichtet wird. Das wäre fatal«, so Professor Dr. Julia Welzel, Direktorin der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Universitätsklinikum Augsburg, Medizincampus Süd, und Generalsekretärin der DDG. Eincremen bleibe unverzichtbar. Dermatologen vermuten, dass immer noch viel zu selten und zu wenig Sonnencreme benutzt wird.

»Der Schutz vor Hautkrebs überwiegt die Gefahr, dass möglicherweise schädigende Substanzen durch die Haut eindringen«, betont die Fachgesellschaft, rät aber dazu, immer frische Produkte zu verwenden. Ein Blick auf das Haltbarkeitsdatum allein reiche dabei nicht. Tuben und Dosen, die häufig hohen Temperaturen ausgesetzt waren, weil sie zum Beispiel in der Strandtasche waren, und aus dem Vorjahr sind, sollten entsorgt werden, auch wenn das Haltbarkeitsdatum noch nicht überschritten ist.

Zugleich fordert die DDG die Hersteller von Sonnenschutzmitteln auf, die Auswahl der verwendeten UV-Filter kritisch zu überprüfen und die Formulierungen gegebenenfalls zu verändern. Tatsächlich werben einige Marken bereits mit Hinweisen auf der Packung für eine Octocrylen-freie Formulierung. Eine chemische Alternative ist beispielsweise Salicylsäure-2-ethylhexylester oder Produkte mit mineralischen UV-Filtern wie Titandioxid.

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