Haseloff berät mit Apothekern über Hilfen für Betroffene |
Reiner Haseloff möchte die von der AvP-Insolvenz betroffenen Apotheken gerne wieder in ruhigeres Fahrwasser bringen. / Foto: Imago images/Jens Schicke
Auch rund zwei Monaten nach dem Insolvenzantrag schlagen die Wellen rund um die AvP-Pleite hoch. Deutschlandweit sollen rund 2900 Apotheken betroffen sein und auf zum Teil hohe Summe aus der Abrechnung mit den Krankenkassen warten. Auch in Sachsen-Anhalt macht die Insolvenz 72 Apotheken schwer zu schaffen, die über AvP mit insgesamt 150 Kassen abgerechnet haben sollen.
Bereits Ende September hatten Apothekerkammer (LAK) und -verband (LAV) Sachsen-Anhalt Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) um ein Gespräch gebeten, wie es in einer Pressemitteilung der Standesvertretung heißt. Nun gab es eine gemeinsame Videokonferenz mit den Apothekern, an der neben Haseloff auch Landeswirtschaftsminister Professor Armin Willingmann (SPD) sowie die Ressortchefs für Finanzen und Soziales, Michael Richter (CDU) und Petra Grimm-Benne (SPD), teilgenommen haben. »Wir konnten die Politik über die Besonderheiten der Abrechnung mit den Krankenkassen sensibilisieren und haben nach Wegen für finanzielle Überbrückungshilfen gesucht«, sagte LAK-Präsident Andreas Münch im Anschluss an das Gespräch. Bislang stehen den Betroffenen bundesweite Kreditprogramme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zur Verfügung. Diese seien allerdings, wenn überhaupt nur mit einem hohen bürokratischen Aufwand über die Hausbank zu bekommen, so Münch.
Haseloff habe die Bedeutung der flächendeckenden Versorgung durch Apotheken insbesondere auf dem Land erkannt und erklärt, er wolle die Apotheken gerne wieder in ruhigeres Fahrwasser bringen, heißt es in der Pressemitteilung. In einem ersten Schritt soll daher nun geklärt werden, welche der 72 Betriebe akut in ihrer Existenz bedroht sind. Im Anschluss sollten »im Einzelfall zielgerichtete Maßnahmen geprüft werden«.
»Der ersatzlose Ausfall einer ganzen Monatsabrechnung ist für nahezu jeden Apothekeninhaber existenzbedrohend«, sagte LAV-Vorstand Ursula Gütle. Ohnehin würden die Apotheken ein hohes finanzielles Risiko tragen. So belasteten etwa die Kosten zur Vorfinanzierung immer mehr hochpreisiger Arzneimittel die wirtschaftliche Situation schwer. Für die Apotheker ist daher klar, dass sich neben der Unterstützung der akut betroffenen Apotheken auch gesetzgeberisch etwas tun muss. So müsse die Politik dafür sorgen, dass das von den Krankenkassen für die Apotheker bestimmte Geld auch tatsächlich dort ankomme, forderten Verband und Kammer gemeinsam.
Mit der AvP-Insolvenz haben sich in den zurückliegenden Wochen viele Bundes- und Landespolitiker befasst. Nicht immer gab es so viel Verständnis für die Situation der Apotheker wie in Sachsen-Anhalt. So hatte etwa der Apothekerverband Brandenburg zuletzt beklagt, die Landespolitik interessiere sich offenbar nicht für die Probleme der Betroffenen.