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RKI-Prognose

Harter Lockdown und keine Lockerungen vor Mai

Ein harter Lockdown ist zeitnah nötig, damit die Intensivkapazitäten nicht überlastet werden, zeigt eine aktuelle Prognose des Robert-Koch-Instituts (RKI). An moderate Lockerungen sei frühestens ab Mai zu denken.
AutorKontaktChristina Hohmann-Jeddi
Datum 01.04.2021  14:45 Uhr

Die sehr ansteckende B.1.1.7-Variante des Coronavirus breitet sich zunehmend in Deutschland aus. Die Infektionszahlen steigen drastisch, während gleichzeitig versucht wird, gegen diese dritte Pandemiewelle anzuimpfen. Welche Auswirkungen die zunehmende Durchimpfung auf das Infektionsgeschehen hat, ist schwierig zu bestimmen. Das RKI hat hierfür ein mathematisches Modell entwickelt, das das aktuelle Infektionsgeschehen abbildet und Analysen für die Zukunft ermöglicht. Die Modellierung soll helfen, evidenzbasierte Entscheidungen zur Impfstrategie und zu Veränderungen der Kontaktbeschränkungen zu treffen. Ergebnisse gibt das RKI im »Epidemiologischen Bulletin« (13/2021) bekannt.

Die den Berechnungen zugrundeliegende Modellbevölkerung wurde in verschiedene Altersgruppen und auch nach Vorerkrankungen in Risikogruppen aufgeteilt. Zusätzlich wurden die vier in Deutschland zugelassenen Covid-19-Impfstoffe (mit Annahmen zur Wirksamkeit und zu Liefermengen) berücksichtigt sowie der mRNA-Impfstoff von Curevac, der bislang noch keine Zulassung besitzt.

Harter Lockdown so bald wie möglich

Mit diesen Grundannahmen führten die RKI-Experten unterschiedliche Berechnungen durch. Zunächst ermittelten sie, welchen Effekt eine Kontaktreduktion (Lockdown) um 20 Prozent beziehungsweise um 50 Prozent für einen Zeitraum von vier Wochen ab dem 5. April., 12. April, 19. April oder 26. April auf die Infektionszahlen, Auslastung der Intensivbetten und die Covid-19-Sterbefälle hätte. Das ernüchternde Ergebnis: Selbst bei der stärkeren Kontaktreduktion zum frühesten Zeitpunkt ist eine Überschreitung der Intensivmedizinischen (ITS-) Kapazitäten zu erwarten.

In der Publikation heißt es: »Bei einer Kontaktreduktion von 50 Prozent zum 5. April werden laut der Modellschätzung die regulären ITS-Kapazitäten nur knapp überschritten, wobei das Ende der Kontaktreduktionen nach vier Wochen zu einem Anstieg führt, der letztlich auch die Kapazität inklusive der Notfallreserve überschreitet.« Eine Reduktion der Kontakte ab dem 19. April führe zu einer dauerhaften Überlastung der Intensivstationen. Eine Kontaktreduktion von lediglich 20 Prozent habe der Modellierung nach keinen wesentlichen Effekt auf die ITS-Auslastung.

B.1.1.7 »nicht viel entgegenzusetzen«

Als zweiter Ansatz wurde die Lockerung der Kontaktmaßnahmen (eine erfolgreiche Reduktion der Fallzahlen im April vorausgesetzt) um 20, 40 und 60 Prozent, also eine teilweise Rückkehr in das normale Leben, über einen längeren Zeitraum modelliert. Als mögliche Startpunkte der Lockerungen wurden der 1. Mai, 1. Juni beziehungsweise 1. Juli gewählt. In allen drei Szenarien werden der Analyse zufolge bei einem Start der Lockerungen im Mai die Intensivkapazitäten überschritten, bei Lockerungen um 40 und 60 Prozent sogar die Notfallreserve deutlich. Bei einer Lockerung um 60 Prozent könnten sich bis Juli etwa 70.000 Menschen in intensivmedizinischer Behandlung befinden. Erst ab dem 1. Juni führe eine Rückkehr der Kontaktzahlen um 20 Prozent nicht mehr zu einer Überschreitung der ITS-Kapazitäten. Eine Rückkehr um 40 beziehungsweise 60 Prozent zu den beiden späteren Zeitpunkten jedoch immer noch. Hier wird auch die Notfallreserve noch überschritten.

Das Fazit der RKI-Autoren: Der bisherige Stand der Durchimpfungen könne dem von der ansteckenden B.1.1.7-Virusvariante dominierten Infektionsgeschehen nicht viel entgegensetzen: »Trotz der Impfung von circa 10 Prozent der Bevölkerung mit mindestens einer Dosis ist die Impfkampagne noch nicht so weit vorangeschritten, um das Infektionsgeschehen wesentlich zu beeinflussen«, heißt es in der Veröffentlichung. An Lockerungen sei daher nicht so schnell zu denken. Die Modellierungen zeigten, »dass eine Vermeidung der Überlastung der ITS-Kapazitäten nur gelingt, sobald Lockerungen vorsichtig erst ab Mai/Juni 2021 und dann mit sukzessiver Steigerung des Grades der Lockerungen bis in den Spätsommer durchgeführt werden, wenn ein Großteil der Bevölkerung geimpft ist«. Zum jetzigen Zeitpunkt könne nur noch ein früher weitgehender Lockdown eine Überlastung der Intensivkapazitäten vermeiden.

Alte Forderung der Intensivmediziner

Einen harten Lockdown fordern Intensivmediziner schon länger. Der wissenschaftliche Leiter des DIVI-Intensivregisters, das die Bettenkapazität in Deutschlands Intensivstationen abbildet, Professor Dr. Christian Karagiannidis, warnt jetzt erneut vor einer Überfüllung der Intensivstationen innerhalb von vier Wochen. »Seit Mitte März sind unter dem Strich 1000 Intensivpatienten zusätzlich in den Krankenhäusern gelandet. Wenn sich diese Geschwindigkeit fortsetzt, sind wir in weniger als vier Wochen an der regulären Kapazitätsgrenze angelangt«, sagte Karagiannidis der »Rheinischen Post« (Donnerstag). Aktuell seien noch 1500 Intensivbetten für Covid-19-Patienten frei.

Karagiannidis, der auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) ist, betont: »Wir malen keine Schreckensbilder, unsere Warnungen sind von den Zahlen gedeckt. Es braucht jetzt dringend einen harten Lockdown für zwei Wochen, verpflichtende Tests an Schulen zweimal in der Woche und deutlich mehr Tempo bei den Impfungen in den Zentren und Arztpraxen.«

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