Häufige Beschwerden und ihre Behandlung |
Hämorrhoidalleiden sind ein Tabuthema, auch in der Apotheke. Manchen Patienten hilft es, wenn eine diskrete Beratung in einem separaten Raum angeboten wird. / Foto: ABDA
Mit einer Inzidenz von 4 Prozent gehören Hämorrhoidalleiden zu den häufigsten Erkrankungen in den Industrienationen. Zumeist betreffen sie Menschen zwischen dem 45. und 65. Lebensjahr. Man geht davon aus, dass rund 70 Prozent der Erwachsenen im Laufe ihres Lebens irgendwann einmal an Hämorrhoiden leiden. Wie hoch die Zahl der Betroffenen tatsächlich ist, lässt sich jedoch nur schwer bestimmen, da mancher den Weg zum Arzt scheut. Um ein Phänomen der Neuzeit handelt es sich bei Hämorrhoidalleiden nicht: Die erste bekannte Erwähnung findet sich im altägyptischen Papyrus Ebers, der circa im Jahr 1500 v. Chr. entstanden ist.
Anders als lange Zeit angenommen handelt es sich bei Hämorrhoiden nicht um Krampfadern oder Varizen, sondern um eine Hyperplasie des zirkulären arterio-venösen Gefäßpolsters (Corpus cavernosum recti). Treten zusätzlich Beschwerden auf, spricht man von einem Hämorrhoidalleiden. Als Hauptsymptom nennt die Leitlinie peranale Blutungen. Da man von den Beschwerden nicht zweifelsfrei auf die Ursache schließen kann, sollte auch vor einer Selbstmedikation ein Arzt die Diagnose stellen (siehe Tabelle). Eine Selbstmedikation sollte zudem auf die Stadien 1 und 2 eines Hämorrhoidalleidens beschränkt bleiben.
Erkrankung | Mögliche Symptome |
---|---|
Hämorrhoiden | Abhängig vom Stadium zum Beispiel Blutung, Schmerzen, Brennen, Nässen, Juckreiz |
Analekzem | Juckreiz, Brennen, entzündliche Rötung der Perianalhaut |
Akute Analfissur | Stuhlgangabhängiger stechender Schmerz |
Chronische Analfissur | Stuhlgangabhängige Schmerzen (weniger stark als bei akuter Analfissur) |
Proktitis/Kryptitis | Stumpfer Schmerz, nur zum Teil stuhlgangabhängig |
Pruritus ani | Juckreiz ohne erkennbare Veränderungen der Haut oder Schleimhaut |
Marisken | In der Regel schmerzfrei, bei erschwerter Analhygiene Juckreiz |
Laut Leitlinie bilden Ballaststoffe, die Beeinflussung des Defäkationsverhaltens und bei Bedarf Medikamente die Basistherapie. Eine ausreichende Menge an Ballaststoffen – aus der Ernährung und gegebenenfalls durch Ballaststoffpräparate – erhöht das Stuhlvolumen und kann damit den Stuhlgang regulieren helfen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt eine tägliche Aufnahme von 30 g. Zwar sei die Studienqualität hierzu unter anderem durch zu niedrige Probandenzahlen eher mäßig, dennoch bescheinigen die Autoren Ballaststoffen insgesamt eine positive Wirkung auf die Beschwerden und Blutungen durch Hämorrhoidalleiden.
Für die Selbstmedikation bieten sich unter anderem Flohsamenschalen (etwa Mucofalk®) an, die ein gutes Wasserbindungsvermögen besitzen. Patienten, die bisher wenig Ballaststoffe zu sich genommen haben, sollten die Zufuhr langsam steigern, da es andernfalls zu Blähungen kommen kann. Dabei sollten sie auch auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Betroffene sollten außerdem Stress beim Stuhlgang vermeiden: gehen, wenn man muss, aber nichts erzwingen. Insbesondere starkes Pressen kann sich negativ auf ein Hämorrhoidalleiden auswirken.