Haarausfall und Sexualstörungen als Long-Covid-Symptome |
Christina Hohmann-Jeddi |
27.07.2022 15:58 Uhr |
Haarverlust scheint einer aktuellen Studie zufolge ein mögliches Symptom von Long Covid zu sein. / Foto: Adobe Stock/triocean
Wenn mehr als vier Wochen nach einer SARS-CoV-2-Infektion noch Symptome bestehen, spricht man auch von Long Covid, bei mehr als zwölf Wochen auch vom Post-Covid-Syndrom. Eine ganze Reihe von Symptomen können noch so lange persistieren, von denen Fatigue, kognitive Einschränkungen (Brain Fog) und Kurzatmigkeit zu den bekanntesten zählen. In einer groß angelegten Kohortenstudie mit Daten zu etwa 2,4 Millionen Menschen in Großbritannien analysierte ein Team um Anuradhaa Subramanian von der University of Birmingham, welche Symptome nach einer Coronainfektion häufiger auftreten als bei Menschen, die nicht infiziert waren. Hierfür verglich es die Daten von etwa 490.000 Menschen mit zurückliegender Coronainfektion, die nicht hospitalisiert werden mussten, mit Daten von 1,9 Millionen Personen, die bislang keine Coronainfektion durchgemacht hatten.
62 Symptome waren deutlich mit einer zurückliegenden Coronainfektion (mehr als zwölf Wochen) assoziiert, kamen also in der Genesenenkohorte deutlich häufiger vor als in der Vergleichsgruppe. Der stärkste Unterschied war bei Geruchsverlust (Anosmie) zu verzeichnen, der 6,5-mal häufiger bei Long-Covid-Patienten vorkam. Dann folgten Haarausfall (Faktor 4,0), Niesen (Faktor 2,8), Ejakulationsstörungen (Faktor 2,6) und reduzierte Libido (Faktor 2,4). Auch erwartete Beschwerden wie Kurzatmigkeit, Fatigue, Brustschmerzen und Fieber wurden identifiziert; bei diesen war der Unterschied zwischen ehemals Infizierten und Kontrollen aber weniger stark ausgeprägt. Als weitere bislang wenig bekannte Beschwerden von Long Covid wurden Amnesie, Apraxie (Verlust der zielgerichteten Handlungsfähigkeit), Stuhlinkontinenz, Halluzinationen und Schwellungen der Gliedmaßen beobachtet.
Nur 20 der identifizierten 62 mit Long Covid assoziierten Symptome waren bislang in der Falldefinition der Weltgesundheitsorganisation zu Long Covid aufgeführt, schreiben die Autoren. »Die Symptome, die wir identifiziert haben, können Klinikern und Leitlinienautoren helfen, die Beurteilung von Patienten mit Langzeitbeschwerden nach Covid-19 zu verbessern und daran zu arbeiten, wie man diese Symptomlast am besten managed«, sagt Seniorautor Professor Dr. Shamil Haroon in einer Mitteilung der University of Birmingham.
Als Risikofaktoren für Long Covid konnte das Team um Subramanian weibliches Geschlecht, jüngeres Alter, die Zugehörigkeit zu bestimmten ethnischen Gruppen, einen niedrigen sozioökonomischen Status, Rauchen, Adipositas und eine Reihe von Grunderkrankungen identifizieren.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.