Gute Prognose, langwierige Behandlung |
Die Standardtherapie sind orale Glucocorticoide. Zu Beginn erhalten die meisten Patienten 15 bis 25 mg Prednisolon-Äquivalent pro Tag, was die Beschwerden meist schlagartig bessert. Genauere Vorgaben für die Dosierung gibt es nicht, sodass die Dosis für jeden PMR-Patienten individuell angepasst werden muss. Sie sollte immer so hoch wie nötig, aber so niedrig wie möglich sein. Die Länge der Therapie ist individuell unterschiedlich und orientiert sich an der Krankheitsaktivität sowie an Nebenwirkungen.
Wenn die Krankheitsaktivität zurückgegangen ist und die Entzündungswerte gesunken sind, kann der Arzt die Dosierung verringern. Laut Leitlinie soll eine Dosis von 10 mg Prednisolon-Äquivalent pro Tag innerhalb von vier bis acht Wochen erreicht werden. Danach soll die tägliche Prednisolon-Äquivalenzdosis weiter um etwa 1 mg alle vier Wochen reduziert werden, bis das Arzneimittel ganz abgesetzt werden kann. Bei einem Rezidiv erhöht der Arzt die Dosis wieder.
Während der meist einige Jahre andauernden Therapie ist es wichtig, die Adhärenz der Patienten zu erhalten. Bei Beschwerdefreiheit ist der Wunsch naheliegend, die Glucocorticoide nicht mehr einzunehmen. Sobald sie jedoch abgesetzt werden, können die Entzündungen wieder aufflammen und die Patienten einen neuen Schub erleiden.
Bei einem hohen Risiko für Rezidive oder Glucocorticoid-Nebenwirkungen sowie bei einer langen Therapiedauer kann zusätzlich Methotrexat gegeben werden, um Glucocorticoide zu sparen. Die Entscheidung für Methotrexat ist stets patientenspezifisch zu treffen. Die Autoren der Leitlinie konnten mangels geeigneter Studiendaten andere konventionelle Basistherapeutika nicht empfehlen.
Laut der Leitlinie sollen nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) nicht zur Therapie der PMR eingesetzt werden. Das potenzielle Risiko für Nebenwirkungen sei größer als der zu erwartende, meist geringe Nutzen. Sie können allenfalls zusätzlich gegeben werden, wenn Schmerzen anderer Ursachen bestehen.
Ein zukünftiger Therapieansatz könnten monoklonale Antikörper sein. Bei der Pathogenese der PMR scheint das Zytokin Interleukin-6 (IL-6) eine Rolle zu spielen. Der humane IL-6-Inhibitor Tocilizumab (RoActemra®) wurde bereits sowohl bei neu diagnostizierten PMR-Patienten (»Annals of the Rheumatic Disease«, DOI: 10.1136/annrheumdis-2021-221126) als auch bei Patienten mit aktiver PMR unter Glucocorticoid-Therapie erfolgreich in Studien geprüft. In einer aktuellen Studie konnten Patienten dank des Antikörpers ihre Prednison-Dosierung reduzieren und wiesen verbesserte Krankheits-Scores auf (»JAMA«, DOI: 10.1001/jama.2022.15459). Die Leitlinien-Autoren sprachen 2018 allerdings noch keine Empfehlung zum Einsatz von Tocilizumab aus, dasselbe galt für andere Biologika.
Die Pharmakotherapie können Patienten durch eine ausgewogene Ernährung und einen bewegten Alltag ergänzen. Eine Physiotherapie hilft Patienten im Seniorenalter, Muskelmasse zu erhalten und das Sturzrisiko zu reduzieren. Bei konsequenter Therapie ist die Prognose für viele Patienten gut. Sie sind nach abgeschlossener Therapie beschwerdefrei.