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Brustkrebs bei jüngeren Frauen

Gute Ergebnisse bei aggressiver Therapie

Tritt Brustkrebs bei jüngeren Frauen auf, sind die Karzinome häufiger besonders aggressiv als bei älteren Patientinnen. Das heißt aber nicht, dass die Überlebenschancen schlechter sind, berichteten vergangene Woche Onkologen beim Europäischen Brustkrebs-Kongress in Lugano.
Daniela Hüttemann
06.05.2019  11:00 Uhr

Ein junges Alter bei Diagnosestellung allein ist zwar noch kein ausreichender Grund für eine intensivierte Therapie. Aber: »Frauen unter 40 bekommen eher die Diagnose eines aggressiveren Brustkrebstypen als ältere, zum Beispiel ist das Risiko höher für einen dreifach negativen oder HER2-positiven Tumor«, erklärte EMSO-Sprecher Dr. Matteo Lambertini in einer Pressemitteilung. Erhalten diese Patientinnen eine leitliniengerechte Therapien, seien die Überlebenschancen und Rückfallraten vergleichbar mit denen von durchschnittlichen Brustkrebspatientinnen.

Einer neuen Studie aus Portugal zufolge, treten 5 Prozent aller Brustkrebsfälle bei Frauen jünger als 35 Jahre auf. Davon ist jeder fünfte Tumor triple-negativ, 28 Prozent sind HER2-positiv. Von 207 Probandinnen waren 85 Prozent nach knapp fünf Jahren noch am Leben. 26 hatten Metastasen entwickelt und bei drei Patientinnen kam es zu einem Lokalrezidiv

»Das längste krankheitsfreie Überleben sahen wir bei Frauen mit hormonpositivem Rezeptorstatus, gefolgt von denen mit HER2-positiver Erkrankung«, erläutert Studienautorin Dr. Ines F. Eiriz vom Fernando-Fonseca-Hospital in Amadora. Am schlechtesten schnitten Frauen mit triple-negativer Erkrankung ab. 

Einer weiteren beim Kongress vorgestellten Studie mit 359 Unter-50-Jährigen Brustkrebspatientinnen aus der Schweiz zufolge lag die Gesamtüberlebensrate nach fünf Jahren sogar bei 93 Prozent. Von den 359 Studienteilnehmerinnen, die im Schnitt über 45,6 Monate beobachtet wurden, entwickelten 14 ein Lokalrezidiv, bei sechs kam es zu Metastasenbildung und bei neun Patientinnen zu beidem. Damit lag das Risiko, nach fünf Jahren noch einmal an Brustkrebs zu erkranken, unter 10 Prozent.

Studienautorin Dr. Simona Cima vom Onkologischen Institut der südlichen Schweiz (IOSI) sagt: »Die meisten Rezidive waren eher lokal als metastasierend.« Die Studie läuft weiter. Als nächstes wollen die Forscher Marker für eine Vorhersage eines Lokalrezidivs identifizieren. 

»Es stimmt nicht, dass eine Brustkrebsdiagnose in jungem Alter schlechtere Überlebenschancen oder ein höheres Rückfallrisiko bedeutet, wie diese Studien bestätigen«, kommentiert ESMO-Sprecher Lambertini. »Eine leitliniengerechte Therapie sollte jede Brustkrebspatientin unabhängig von ihrem Alter bekommen.« Bei jüngeren Frauen müsse jedoch auf die potenziellen Nebenwirkungen ein besonderes Augenmerk gerichtet werden, unter anderem auf eine mögliche Infertilität.

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