Gut geschützt in der Pool-Position |
Bei Sonnencreme gilt: Viel hilft viel! / Foto: Adobe Stock/goodluz
Die Haut von Kindern ist erst etwa ab dem 12. Lebensjahr mit der eines Erwachsenen vergleichbar. Bis dahin sind Stratum corneum und Epidermis dünner, Eigenschutzmechanismen noch nicht voll ausgeprägt. So kann Kinderhaut UV-Schäden nur unzureichend beheben und noch nicht schnell und ausreichend Pigmente produzieren.
Eine Lichtschwiele in dem Sinn gibt es noch nicht. Sonnenbrände und selbst anfängliche Hautrötungen sind gerade bei Kindern möglichst zu vermeiden. Gilt es doch als gesichert, dass häufige Sonnenbrände im Kindesalter das Risiko, im Erwachsenenalter ein malignes Melanom, Plattenepithel- oder Basalzellkarzinom zu entwickeln, deutlich erhöhen.
Ein kindgerechtes Sonnenschutzmittel muss hohe bis sehr hohe Lichtschutzfaktoren (LSF) enthalten. In hiesigen Breitengraden sollte der LSF mindestens 30, in sonnenintensiveren Ländern 50 oder 50+ betragen. Da die Haut von (Klein)kindern in ihrer Eigenschutzzeit und Reaktion auf UV-Strahlen dem hochempfindlichen Pigmentierungstyp I entspricht und sehr anfällig für akute Erythemschäden ist, bietet nur ein LSF ab 30 sicheren Schutz.
Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Wirkprinzipien, nach denen Sonnenschutzpräparate arbeiten. Ein physikalischer Sonnenschutz basiert auf Mikropigmenten wie Titandioxid oder Zinkoxid. Diese reflektieren das UVLicht, sodass es nicht in die Haut eindringen kann. Chemische Filter absorbieren die energiereiche Strahlung und wandeln sie in Wärme um.
Durch die Mikronisierung der Partikel in den Nanobereich gelang es, den Weißeleffekt physikalisch wirkender Präparate weitgehend verschwinden zu lassen. Er ist nur noch als leicht opaleszierend wahrnehmbar. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat die Verwendung von Nanopartikeln aus Titandioxid und Zinkoxid als unbedenklich eingestuft, da Partikel mit Durchmessern von mehr als 40 Nanometern, wie sie in Sonnenschutzmitteln eingesetzt werden, auf der Hautoberfläche oder im Stratum corneum verbleiben und nicht durch die Haut penetrieren.
Präparate ausschließlich auf der Basis von Mikropigmenten tragen auf der Verpackung den Hinweis »chemical free« oder »ohne chemische UV-Filter« und werden bevorzugt für Kinder empfohlen.
Allerdings hat sich gezeigt, dass Sonnenschutzmittel, die nur Mikropigmente enthalten, die Haut nur schlecht vor UV-A-Strahlen schützen. Viele moderne Formulierungen kombinieren deshalb die beiden Wirkprinzipien und arbeiten auch nicht mit getrennten UV-A- und UV-B-Filtern, sondern setzen auf Breitbandfilter wie Tinosorb® oder Mexoplex®, die den gesamten UV-Bereich abdecken.
Wie steht es um deren Allergisierungspotenzial? Derzeit geht man bei Erwachsenen von einer Sensibilisierungsrate von 10 Prozent aus. Eine neuere Studie hat geprüft, ob auch bereits Kinder Photoallergien auf Inhaltsstoffe von Sonnenschutzmitteln und besonders auf die enthaltenen UV-Filter entwickeln. Photopatch-Testungen, die sowohl mit verschiedenen UV-Filtern als auch mit kompletten Präparaten durchgeführt wurden, ergaben eine Sensibilisierungsrate von 6,4 Prozent. Dabei reagierten 4,5 Prozent der getesteten Kinder positiv auf UV-Filter. Die häufigsten Auslöser waren Benzophenon-3, Octylmethoxycinnamat und Octocrylen. Substanzen wie Butyl-Methoxydibenzolmenthan, Octocrylen und Ethylhexyl-Methoxycinnamat stehen im Verdacht, hormonell wirksam zu sein.
• Hohe bis sehr hohe Lichtschutzfaktoren: hierzulande mindestens 30, in sonnenintensiven Ländern 50 oder 50+
• Möglichst geringer Anteil an chemischen UV-Filtern, hoher Anteil an Mikropigmenten
• Zuverlässiger, hoher UV-A-Schutz (allein mit Mikropigmenten nicht erreichbar)
• Wasserfest
• Keine Duftstoffe
• Präparate mit pflegenden und durchfeuchtenden Eigenschaften, um einem Austrocknen der Haut vorzubeugen
• Leichte Verteilbarkeit auf der Haut
Neben den Inhaltsstoffen spielt die Konsistenz und Beschaffenheit des Präparates eine wichtige Rolle. Sonnenschutzpräparate bieten das gesamte galenische Spektrum, von Cremes oder Lotionen, Mikroemulsionen in Form von Sprays, stark fetthaltigen Sonnenölen, wasserfreien Wachsstiften bis zu fettfreien Gelen. Für empfindliche und meist trockene Kinderhaut empfehlen sich sensitive, fett- und feuchtigkeitsspendende Sonnenlotionen oder Mikroemulsionen in Form von Sprays. Produkte, die eigens für die Baby- und Kinderhaut ausgelobt sind, verzichten auch meist auf Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe wie Parabene.
Die meisten verwenden ihren Sonnenschutz ähnlich sparsam wie eine Tagescreme oder Bodylotion. Das ist jedoch zu wenig. Der ausgelobte LSF gilt für die Auftragsmenge von 2 mg pro cm2 Haut. Umgerechnet braucht man deshalb für ein zweijähriges Kind einen großen Esslöffel voll Sonnencreme. Erwachsene sind durch die vierfache Menge geschützt. Nimmt man einen Kaffeelöffel als Maß, so reicht die Menge gerade mal zum Eincremen des Gesichts.
Regelmäßiges Nachcremen alle ein bis zwei Stunden darf nicht dazu verleiten, die erlaubte Aufenthaltsdauer in der Sonne beliebig zu verlängern. Denn das regelmäßige Erneuern dient nicht der Verstärkung des ursprünglichen LSF, sondern der Kompensation der UV-Filter, die durch Schwitzen, sportliche Betätigung, Kontakt mit Sand und Textilien verloren gehen.
Apropos Schwitzen und Wasserfestigkeit: Kinder benötigen wasserfeste Zubereitungen. Für die Bezeichnung »wasserfest« gilt eine europaweit einheitliche Regelung. Sie dürfen sich als solches bezeichnen, wenn der nach zweimal 20 Minuten Wasserkontakt gemessene LSF mindestens noch halb so hoch ist wie zuvor. Für die Bezeichnung »extra wasserfest« muss dies noch nach viermal 20 Minuten Wasserkontakt erfüllt sein. Die Auslobung von Wasserfestigkeit bedeutet also nicht, dass die Zubereitung überhaupt nicht von Wasser abgespült werden kann. Im Beratungsgespräch sind Eltern dafür zu sensibilisieren, dass das Sonnenschutz- mittel auf jeden Fall erneut aufgetragen werden muss, wenn sich der Nachwuchs im Wasser aufgehalten hat.
Nach wie vor empfehlen Experten, das Sonnenschutzmittel rechtzeitig vor der eigentlichen Sonnenexposition, also noch zu Hause oder im Hotel, aufzutragen – auch wenn mittlerweile zahlreiche Präparate aufgrund moderner Formulierungen einen Sofortschutz versprechen. Durch deren spezielle galenische Aufbereitung lassen sich die Inhaltsstoffe leichter auf der Haut verteilen und bilden einen zusammenhängenden Film. Der Schutzeffekt ist in entsprechenden Tests gut belegt. Sie müssen deshalb nicht mehr 20 bis 40 Minuten vor der Sonnenexposition eingerieben oder aufgesprüht werden. Präparate, die nicht auf ihren Sofortschutz hinweisen, brauchen jedoch nach wie vor die genannte Wartezeit nach dem Auftragen.
Im Umgang mit der Sonne gelten von Anfang an folgende Regeln:
• Im ersten Lebensjahr dürfen Babys keiner direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden.
• Wenn immer möglich sollten Schattenplätze aufgesucht werden. Zunehmend werden etwa die Sandkästen im Kindergarten durch Schatten spendende Segel geschützt.
• Auch beim Kinderwagen auf UVschützendes Schirmmaterial achten.
• Die intensive Strahlung in der Mittagszeit von 11 bis 15 Uhr möglichst ganz meiden.
• Das beste Sonnenschutzmittel ist textiler Natur, UV-sichere, luftige Kleidung nach der 3-H-Regel: Hemd, Hose, Hut. Krempe oder Schirm der Kopfbedeckung sollten groß genug sein, um Gesicht und Nacken abzudecken.
• Unbedeckte Körperstellen wie Gesicht, Arme, Fußrücken, Ohrläppchen oder Waden sind mit Sonnenschutzmittel einzucremen.
• Auch die Augen brauchen Schutz. Die Pigmente, die dem Auge einen natürlichen Eigenschutz verleihen, sind ebenfalls noch nicht vollständig entwickelt, sodass die UV-Strahlen direkt auf die Netzhaut gelangen und schneller zu Entzündungen der Binde- und Hornhaut führen können. Kindersonnenbrillen mit UV-Filter schützen.