Emailbemalte Gläser der Adler-Apotheke Velbert-Langenberg, spätes 18. Jahrhundert, vermutlich aus der Glasmanufaktur in Essen-Königssteele (Inv.-Nr. II A 4105-4110) / © DAM
Einige vierkantige Flaschen mit Emailmalerei aus der Adler-Apotheke in Velbert-Langenberg (Kreis Mettmann) bringen neue Kenntnisse über die Beziehungen zwischen Glaswerkstätten und Apotheken in der Ruhrregion im 18. Jahrhundert.
Ein achteckiges Schriftfeld ist jeweils eingerahmt von einem Zierband aus großen gelben Punkten mit Lichtpunkten und Schattierungen in Hellgelb und Braun (Abbildung 1). Einige haben noch den zugehörigen Schliffstopfen. Der frühklassizistische Stil von Form und Verzierung der Kartusche und die Machart der etwa 13,5 cm hohen Gläser datieren diese in die Jahre um 1780 bis 1790.
Gläser mit identischem Schriftbild und Dekor sind aus der Buer’schen Apotheke Gelsenkirchen bekannt. Etwa 20 Gefäße sind in verschiedenen Privatsammlungen erhalten (darunter Sammlung Rolf Laufkötter, Bad Ems). Ein sehr ähnliches Dekor haben auch Gefäße aus der Löwen-Apotheke in Wuppertal-Cronenberg; sechs Gläser und zwei Holzdosen befinden sich in der Museumssammlung (Inv.-Nr. II A 84–89, II G 487, 493, Abbildung 2), weitere in Privatsammlungen. Hier wird die gelbbraune Perlenreihe ergänzt durch eine Krone oben sowie teils eine gelbe Schleife am unteren Rand. Die Dosen tragen mehrfache Übermalungen, die gelbe Punktzier gehört zur ältesten Farbfassung.
Abbildung 2: Gläser und Holzdose, Apotheke Wuppertal-Cronenberg, spätes 18. Jahrhundert. An der Holzdose unten ein freigelegter Teil der untersten Farbschicht (Inv.-Nr. II A 84, 85, 87, 88; II G 493) / © DAM
Somit sind mehr als 30 Gefäße mit fast identischem Dekor und Schrifttyp aus mindestens drei Apotheken in der Rhein-Ruhr-Region bekannt, die vermutlich ein variables Standarddekor für Apothekengefäße aus einer Glasmanufaktur in der Region aufweisen.
Die Apotheke in Velbert-Langenberg wurde 1698 gegründet. Nichts spricht gegen eine neue Ausstattung der Offizin zum Ende des 18. Jahrhunderts. Die anderen Apotheken jedoch sind jüngere Gründungen (Gelsenkirchen-Buer 1807, Wuppertal-Cronenberg 1813). Hier ist vielmehr zu vermuten, dass die Bestände vom Apothekenbesitzer aus einem älteren Bestand mitgebracht oder »sekundär« als gebrauchte Konvolute für die neu gegründete Apotheke erworben wurden.