Genug Schnelltests in der Produktion |
Cornelia Dölger |
08.03.2021 13:30 Uhr |
ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening sieht beim »Feintuning« der Schnelltests die Länder am Zug. / Foto: ABDA/Bolk
Was das Testmaterial angeht, sei »genug in der Produktion«, betonte die neue ABDA-Chefin heute am frühen Morgen im ZDF. »Da gibt es durchaus grünes Licht.« Allerdings stünden die Apotheken vor großen Herausforderungen, was Personal, Organisation und Arbeitsschutz angeht. Die Organisation von Schnelltests in Apotheken sei nicht sofort überall umzusetzen, sagte Overwiening. Eine Vergabe von Terminen nannte sie sinnvoll, um Besuche zu bündeln. Es gebe auch Apotheken, wo man sich spontan testen lassen könne.
Für Testwillige sei zudem eine gesonderte Wegeführung nötig, um diese von anderen Apothekenkunden zu separieren. Bei größeren Apotheken sei dies leichter möglich als bei kleineren; für Letztere sei es möglich, Extraräume anzumieten oder auch Zelte aufzustellen, in denen die Schnelltests durchgeführt werden könnten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bräuchten zudem für den eigenen Schutz eine entsprechende Ausrüstung. Die Arbeitslast müsse aber für die Apotheken kalkulierbar sein.
Bei der Frage, wer für die Kosten aufkommt, verwies Overwiening auf laufende Verhandlungen. Letztlich gebe es vom Bund zwar entsprechende Rahmenbedingungen, aber »keine generelle Linie«. Das »Feintuning« sei Ländersache und da gebe es »unterschiedliche Ausprägungen«, sagte die ABDA-Chefin. Der Bund bezahlt allen Bürgern ab sofort wöchentlich mindestens einen Schnelltest.
Tatsächlich sind die Tests am heutigen Montag aber noch nicht überall durchgängig verfügbar.
Aus der Opposition, aber auch aus der Koalition war Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) deshalb mangelhafte Vorbereitung vorgeworfen worden. Der wies die Kritik zurück und betonte am Wochenende, es sei nie vereinbart worden, dass der Bund die Tests beschaffe. Die Länder müssten die Schnelltests abrufen und die entsprechende Infrastruktur aufbauen.
Dass die Apotheken in die Teststrategie des Bundes einbezogen werden, hält der Thüringer Apothekerverband unterdessen grundsätzlich für richtig. »Die entsprechenden Rahmenbedingungen müssen aber so gestaltet werden, dass das Testen in Apotheken unbürokratisch und wirtschaftlich erfolgen kann«, forderte der Verbandsvorsitzende Stefan Fink in einer Mitteilung.
Voraussetzung dafür, dass Apotheken grundsätzlich kostenlose Antigentests anbieten dürfen, ist demnach, dass sie vom öffentlichen Gesundheitsdienst beauftragt werden. Dies sei aktuell noch nicht geschehen – der rechtliche Rahmen für die Abgabe solcher kostenloser Tests sei noch in Arbeit. Deshalb gehe der Verband momentan davon aus, dass »nur eine überschaubare Anzahl der Thüringer Apotheken die kostenlosen Schnelltests anbieten wird«.
Es bleibt also abzuwarten, wie sich die Situation in den Apotheken entwickelt, nachdem ab heute zumindest theoretisch in Apotheken sowie in Arztpraxen und Testzentren Tests kostenlose für jedermann möglich sein sollen. Die Apotherschaft dürfte sich noch gut an das Schutzmasken-Chaos erinnern, das im Dezember seinen Anfang nahm. Innerhalb kürzester Zeit brachte das Bundesgesundheitsministerium damals die Schutzmasken-Verordnung auf den Weg. Plötzlich mussten die Apotheker selbst entscheiden, welcher Kunde Anspruch auf eine Maske hatte und wer nicht. Kurz darauf folgten beim Verschicken von Masken-Vouchern an Risikopatienten weitere Pannen. Auch jetzt fußt die neue Option der Schnelltests in der Apotheke auf ähnlich schnell gefassten Regelungen, in denen noch etliche wichtige Details ungeklärt sind.
Erstmals waren am Wochenende darüber hinaus auch Selbsttests für den Hausgebrauch in Supermärkten und Discountern zu bekommen, allerdings waren die Vorräte schnell aufgebraucht. Diese Woche wollen weitere Supermärkte und Drogerien Testkits anbieten. Zunächst ist die Abgabemenge auf eine Packung pro Kunde begrenzt. Eine Packung kostet rund 25 Euro und enthält fünf Tests.
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