Gematik-App soll Foto-Funktion bekommen |
Nach PZ-Informationen ist geplant, dass sich die Apotheken gewissermaßen digitale Postfächer einrichten. An die TI angeschlossene Apotheken – somit auch die EU-Versender – sollen über ihre Software-Systeme ein solches Postfach einrichten, in dem die verschlüsselten E-Rezept-Codes der Versicherten abgelegt werden können. Je nach Software-System könnte dies das Postfach auch direkt integriert anbieten. Betreiber dieser Postfächer könnten beispielsweise die Softwarehäuser selbst sein, aber auch andere Dienstleister – die Gematik will dazu nach den ersten Plänen keine Vorgaben machen. Sobald die Apotheke den Token über das Postfach abgerufen und mittels der SMC-B-Karte entschlüsselt hat, kann sie via Konnektor den E-Rezept-Fachdienst kontaktieren und die dahinterliegenden Verordnungsinformationen einsehen, um das Arzneimittel zu beliefern.
Da sich die Versicherten bei dieser Lösung nicht in der App registrieren, müssen sie aber mit Einschränkungen im Vergleich zur Vollversion leben. Konkret wird es so nicht möglich sein, Rezept-Details und Protokollinformationen eines E-Rezeptes einzusehen, ebenso ist das Löschen von E-Rezepten nicht möglich. Die Kommunikationsmöglichkeiten mit der Apotheke werden auch eingeschränkt sein. Allerdings: Eine Freitext-Nachricht an die Apotheke der Wahl und die Einsicht von Kontaktinformationen der Apotheke sind auch in dieser Lösung vorgesehen.
Auf Nachfrage der PZ stellte die Gematik-Sprecherin klar, dass die neue Funktion nur als Übergang gedacht ist, bis die NFC-Funktion flächendeckend vorhanden ist: »Wir gehen aktuell davon aus, dass bisher nur wenige gesetzlich Versicherte mit NFC-fähiger eGK und PIN ausgestattet sind und somit die App nicht vollständig nutzen können. Daher wird die neue Funktion als Übergangslösung entwickelt und angeboten.« Datenschutzbedenken gebe es bei der Scan-Funktion in der Gematik-App nicht. Schließlich werde eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bis zum Apotheker (zertifikatsbasierte Verschlüsselung) verwendet.
Die technische Beschreibung, also die Spezifikation dieser Lösung, könnte noch im September stehen. Um das Verfahren schnellstmöglich umzusetzen, werden zudem Anpassungen in der Gematik-App und Anpassungen der Warenwirtschaftssysteme erforderlich sein. Die Anpassungen und Vorbereitungen in der App sollen laut Gematik noch in diesem Jahr beginnen. Die Gematik stellte auf PZ-Nachfrage auch klar, dass die E-Rezept-Einlösung via EGK höher priorisiert werde, die neue Funktion werde sich also zeitlich unterordnen müssen. »Daher gehen wir von ersten unterstützenden Warenwirtschaftssystemen ab Mitte 2023 bzw. im Laufe des zweiten Halbjahres 2023 aus«, so die Sprecherin.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.