Gefahr für Immungeschwächte und Schwangere |
Schätzungen zufolge stecken sich in Deutschland etwa 0,5 Prozent der Schwangeren erstmalig in der Schwangerschaft mit CMV an und können das Virus auf das Kind übertragen. Schwere Komplikationen treten besonders häufig bei Infektionen im ersten Trimenon auf. Im weiteren Verlauf sinken die Abortrate und das Risiko für schwere Schädigungen des Ungeborenen. Etwa 10 bis 15 Prozent der gesund geborenen Kinder entwickeln Spätfolgen einer intrauterinen CMV-Infektion, wobei Hörschädigungen am häufigsten auftreten.
In Deutschland gibt es keine leitliniengerechte Therapieempfehlung für konnatale CMV-Infektionen. Off-Label-Behandlungen erfolgen bestenfalls in Abstimmung mit einem spezialisierten neonatologischen Zentrum.
Das Zytomegalievirus, das zu den Herpesviren gehört, besitzt ein doppelsträngiges DNA-Genom. / Foto: Getty Images/Stocktrek Images
Als Ursache für konnatale Infektionen gelten in erster Linie Primärinfektionen der Schwangeren, da bei Reinfektionen die Mutter bereits eine Immunität aufgebaut hat und den Fetus durch eine transplazentare Übertragung von IgG-Antikörpern zumindest teilweise schützen kann. Ob sie bereits eine Infektion gehabt hat, kann eine Frau herausfinden, indem sie als individuelle Gesundheitsleistung ihren CMV-Serostatus bestimmen lässt. Für CMV-seronegative Schwangere ist es wichtig, eine Infektion zu vermeiden. Dabei ist zu beachten, dass gerade Kinder eine relevante Ansteckungsquelle sind. Sie können teilweise noch bis zum achten Lebensjahr nach einer konnatalen oder postnatalen CMV-Infektion größere Virusmengen ausscheiden. Eine Infektion mit CMV in der Schwangerschaft ist für die werdende Mutter meist unproblematisch. Eine Behandlung mit Virostatika wird Schwangeren sowie Stillenden nicht empfohlen.
Eine spezifische Therapie ist jedoch bei immunsupprimierten Patienten indiziert. Ganciclovir ist in der Regel Mittel der Wahl, weiterhin stehen Valganciclovir (wird nach oraler Verabreichung in Ganciclovir umgewandelt), Cidofovir und Foscarnet zur Verfügung. Sie zielen auf die virale DNA-Polymerase pUL54 ab. Letermovir ist zugelassen zur Prophylaxe einer Reaktivierung von Zytomegalieviren und zur Therapie von CMV-Erkrankungen bei erwachsenen, CMV-seropositiven Empfängern allogener hämatopoetischer Stammzelltransplantationen.
Eine neue, seit 2022 zugelassene Option als Reservemedikament ist Maribavir (Livtecity®). Der Wirkstoff ist indiziert zur Behandlung refraktärer CMV-Infektionen und/oder -Erkrankungen bei erwachsenen Patienten nach einer Stammzell- oder Organtransplantation, die auf vorherige Therapien, einschließlich Ganciclovir/Valganciclovir, Cidofovir oder Foscarnet, nicht ansprechen. Das orale Virostatikum hemmt die virale DNA-Synthese und den Kernaustritt viraler Kapside, indem es die Proteinkinase UL97 inhibiert.