Gefährliches Abnehmen |
Brigitte M. Gensthaler |
19.06.2019 11:00 Uhr |
Diabulimie, also die Kombination von Diabetes und Bulimie, ist ein weit verbreiteter gefährlicher Trend bei jungen Frauen mit Typ-1-Diabetes. / Foto: Shutterstock/Photographee.eu
Vor allem die Bulimie ist bei jungen Frauen mit Typ-1-Diabetes verbreitet. Bei den Essanfällen verschlingen sie große Mengen an Nahrung, erbrechen anschließend oder nehmen hohe Dosen Abführmittel ein. Eine weitere Methode zum Abnehmen ist das Insulin-Purging. Die Betroffenen spritzen kein oder viel zu wenig Insulin, damit der Zucker aus der Nahrung nicht aufgenommen, sondern über den Urin ausgeschieden wird. Daher sprechen Experten vom »Erbrechen über die Nieren«. Das führt rasch zum Gewichtsverlust. Doch durch die sehr hohen Blutzuckerwerte drohen irreversible Schäden an Blutgefäßen, Nerven und Nieren. Im Extremfall kann es zur lebensgefährlichen Ketoazidose kommen.
»Da die Betroffenen aus Scham nicht über ihre Erkrankung sprechen, sind Ärzte und Angehörige gefragt, bei jungen Patientinnen mit Diabetes Typ 1 verstärkt auf Anzeichen von Essstörungen zu achten«, betont Diplom-Psychologin Susan Clever von der Diabetespraxis Hamburg-Blankenese in einer Pressemeldung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Schwankendes Körpergewicht und sehr hohe Blutzuckerwerte könnten wichtige Hinweise sein. Auch wenn eine Patientin ihren Blutzucker nur selten misst oder mehrere Messgeräte benutzt, sollten Eltern und Behandler nachforschen.
Die therapeutisch bedingte, ständige und intensive Auseinandersetzung mit dem Essen, Gewichtszunahme bei Beginn der Insulintherapie, Stress und geringes Selbstwertgefühl: All dies kann Essstörungen bei Typ-1-Patientinnen begünstigen. Clever: »Gerade in der Pubertät ist die Gefahr groß, dass Maßnahmen, die den Diabetes behandeln sollen, in ein krankhaftes Verhältnis zum Essen und zum eigenen Körper führen.« Die Expertin warnt, dass Essstörungen auch die Therapie des Diabetes gefährden. Denn die Patientinnen würden unregelmäßig essen und ihren Blutzucker seltener messen.