Gedisa soll am 11. November ohne den AVWL gegründet werden |
Cornelia Dölger |
28.10.2021 15:00 Uhr |
Die Digitalgesellschaft der Landesverbände muss vorerst ohne Westfalen-Lippe auskommen. »Die Gedisa wird zunächst wohl ohne den AVWL gegründet werden«, sagte AVWL-Chef Thomas Rochell der PZ. / Foto: AVWL/Tronquet
Der 11.11. ist nicht nur für Karnevalisten ein wichtiges Datum, sondern in diesem Jahr auch für alle Landesapothekerverbände. An diesem Tag soll nach Informationen der PZ die Digitalgesellschaft Gedisa gegründet werden. Mit der vom Deutschen Apothekerverband geplanten Gesellschaft (Gesellschaft für digitale Services der Apotheken – Gedisa) soll das DAV-Verbändeportal ausgebaut werden. Dass die Landesverbände von vornherein geschlossen mitmachen – also vor allem mitfinanzieren –, wird derzeit aber immer unwahrscheinlicher, denn für den Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) tun sich nach wie vor zu viele Fragen auf.
Schon bei seiner Mitgliederversammlung Anfang September hatte der westfälisch-lippische Verband klargemacht, dass er sich nicht ohne Weiteres als Gedisa-Gesellschafter zur Verfügung stellen werde. Es fehlten bislang einfach zu viele elementare Informationen, hatte AVWL-Chef Thomas Rochell, damals gerade ein paar Tage als Nachfolger von Klaus Michels im Amt, in Münster betont. Um eine Entscheidung zu treffen, müsse der DAV den Mitgliedern in Westfalen-Lippe zum Beispiel einen soliden Business- und Finanzplan vorlegen. Erst wenn dies der Fall und wesentliche offene Fragen beantwortet seien, werde eine außerordentliche Mitgliederversammlung zur Entschlussfindung einberufen, hieß es damals. Für den mitgliederstarken AVWL würde eine Beteiligung an der Gesellschaft einen jährlichen Beitrag von etwa 700.000 bis einer Million Euro bedeuten, wie der Verband jetzt gegenüber der PZ erklärte.
Inzwischen rückt der anvisierte Gründungstermin immer näher, aber ein Datum für eine außerordentliche AVWL-Mitgliederversammlung steht noch nicht fest, wie es vom Verband hieß. Nach wie vor fehlten zu viele Informationen über das Projekt, um die Mitglieder mit der Entscheidung zu befassen. Ohnehin sei die Einladungsfrist inzwischen nicht mehr zu wahren. AVWL-Chef Rochell sagte der PZ: »Die Gedisa wird also zunächst wohl ohne den AVWL gegründet werden.« Ob sich der AVWL in Zukunft beteiligen werde, hänge davon ab, »ob eine verlässliche Entscheidungsgrundlage seitens des DAV bzw. der Gedisa ermöglicht wird«.
Dabei hatte der DAV, der auf Nachfrage der PZ betonte, nicht er, sondern die Landesverbände planten die Gründung der Gesellschaft, in puncto Aufklärung schon nachgelegt. Nachdem Westfalen-Lippe im September mehr Informationen über das Projekt verlangt hatte, hatte der Bundesverband unter anderem einen »Businessplan light« nachgeschoben, wie der AVWL der PZ jetzt bestätigte. Allerdings liegt der Plan der PZ nicht vor, weshalb der Redaktion nicht bekannt ist, welche konkreten Aufgaben Aufgaben die Digitalgesellschaft erfüllen soll. Dem AVWL jedenfalls genügten die nachgereichten Informationen nicht. Der Plan sei »nach unserer Prüfung nicht geeignet, um ihn als Grundlage einer Entscheidungsfindung hinsichtlich der vom AVWL geforderten Risikoabschätzung einer Unternehmensgründung zu verwenden«, teilte der Verband mit. Zudem fehle es an einem Rechtekonzept sowie der Darstellung von Best-Case- und Worst-Case-Szenarien. Und: »Schließlich ist uns auch kein Konsortialvertrag zur Ausgestaltung des Verhältnisses der Gesellschafter untereinander bekannt.«
Grundsätzlich verschließt sich der AVWL dem Projekt aber nicht. Schon bei der Mitgliederversammlung hatte Rochell betont, eigene gemeinsame Plattform könne dem Berufsstand der Apotheker zugute kommen. Es gelte, sich den Wettbewerben geschlossen entgegen zu stellen und alle kommenden Aufgaben gemeinsam zu bewältigen. Auch dass die Landesverbände die Gesellschaft mitfinanzierten, sei nicht generell abzulehnen; vielmehr sprächen haushalterische Gründe eher dafür, denn eine Finanzierung über den DAV, also aus dem ABDA-Haushalt, sei nicht zu stemmen. Andere Verbände, zuletzt Brandenburg und Sachsen-Anhalt, hatten nach und nach bereits grünes Licht für die Finanzierung gegeben.