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Corona-Maßnahmen

Frauen und jüngere Menschen psychisch stärker belastet

Die Coronavirus-Pandemie stellt für viele eine enorme psychische Belastung dar. Nun liegen erste Daten einer wissenschaftlichen Befragung von fast 25.000 Menschen in Deutschland vor.
Christiane Berg
22.01.2021  14:18 Uhr

Um Veränderungen des seelischen und gesundheitlichen Zustands vor und nach dem Covid-19-Ausbruch näher benennen zu können, führt die Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der LVR-Kliniken Essen seit dem 10. März 2020 eine breit angelegte, anonyme Online-Befragung von fast 25.000 Menschen durch.

»Wir erheben Angaben zu Alter und Geschlecht sowie zu Symptomen für Depressionen, Angst und Stress beziehungsweise zum generellen Gesundheitszustand, um herauszufinden, welche Faktoren mit einer Verschlechterung des psychischen Zustands und welche mit einer Entlastung verbunden sind«, so Professor Dr. Martin Teufel, Leiter der Studie, der nunmehr eine erste Zwischenbilanz gezogen hat. Generell habe die Umfrage bislang ergeben, dass eine deutliche Mehrheit der Befragten unter seelischem Stress (65 Prozent) und Covid-19-bezogener Furcht (59 Prozent) leidet. Dabei würden Frauen und junge Menschen über einen insgesamt höheren psychischen Druck als der Durchschnitt berichten. »Dies könnte bei Frauen an der häufigen Doppelbelastung durch Homeoffice und Homeschooling liegen. Heranwachsenden wiederum setzten vermutlich Bildungssorgen verbunden mit der Einschränkung der wichtigen Interaktion in Peer-Groups zu«, so Teufel in einer aktuellen Mitteilung der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM).

Als besonders gefährdet hätten sich zudem Menschen mit psychischen Vorerkrankungen wie Depressionen, Angsterkrankungen oder Persönlichkeitsstörungen erwiesen. Sie reagieren verstärkt unter anderem mit Schlafstörungen oder Antriebslosigkeit – zumal die Möglichkeit regelmäßiger psychotherapeutischer Interventionen derzeit zum Teil entfällt.

Generell fehle das interaktionelle zwischenmenschliche Korrektiv im Sportverein, in der Familie oder am Arbeitsplatz, das hilft, im seelischen Gleichgewicht zu bleiben. »Für Betroffene ist es besonders wichtig, in der Zeit der Pandemie auf psychologische Unterstützung über Telefonate, Videositzungen oder andere Online-Angebote zurückgreifen zu können«, so Teufel mit Verweis auch auf erste Erfahrungen bei der Entwicklung des Online-Unterstützungsprogramm »CoPE It«. Als webbasiertes Unterstützungsangebot für Menschen in belastenden Situationen wird dieses derzeit in Essen in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums Tübingen entwickelt.

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