Frauen fühlen sich im Gesundheitswesen benachteiligt |
Cornelia Dölger |
17.02.2022 15:00 Uhr |
Die gesundheitlichen Unterschiede zwischen Männern und Frauen in den Fokus zu rücken, sei angezeigt, so ein Fazit der PwC-Befragung. Demnach hatten sich deutlich mehr Frauen als Männer unzufrieden mit dem Gesundheitssystem gezeigt. / Foto: Adobe Stock/Dilok
Befragt wurden demnach 1000 Bürgerinnen und Bürger im vergangenen Dezember. Die Erhebung, die PwC zum achten Mal in Folge durchführte, zeige deutlich, dass Frauen sich im deutschen Gesundheitswesen benachteiligt fühlten, teilte die Beratungsgesellschaft am heutigen Donnerstag mit. So zeigten sich nur 57 Prozent der Frauen mit der Krankenhausversorgung zufrieden, während dies bei 69 Prozent der befragten Männer der Fall war. Insgesamt scheinen Frauen demnach einen kritischeren Blick auf die Strukturen zu haben, auch weil sie sich intensiver mit dem Thema Gesundheit beschäftigten und deshalb bessere Einblicke hätten als Männer.
»Frauen fühlen sich offenkundig gesundheitlich benachteiligt – ein Ergebnis, das uns alarmieren sollte«, so Sevilay Huesman-Koecke, Head of Business Development Gesundheitswirtschaft bei PwC Deutschland. »Wir müssen Frauen als Zielgruppe stärker in den Blick nehmen, so wie es auch die Gendermedizin fordert.« Es könne nicht sein, dass Frauen nach wie vor in Forschungsstudien unterrepräsentiert seien und zudem ein höheres Komplikations- und Sterberisiko bei Operationen hätten – vor allem, wenn ein Mann der Operateur sei. Über solche Zusammenhänge habe kürzlich eine kanadische Studie berichtet. Deshalb gelte es, die gesundheitlichen Unterschiede zwischen Frauen und Männer stärker in den Fokus zu rücken.
Nach zwei Jahren Pandemie blicken die Bundesbürger demnach insgesamt kritischer auf das deutsche Gesundheitswesen, wie die Befragung weiter darlegt. Nur noch 59 Prozent zählten das deutsche Gesundheitssystem zu den drei Top-Systemen weltweit, heißt es. Dieser Wert habe vor einem Jahr noch bei 72 Prozent gelegen. Der gute Wert sei aber wohl ein »Ausreißer« gewesen, zurückzuführen auf erste Erfolge bei der Pandemiebekämpfung, erklärt Michael Burkhart, Leiter des Bereichs Gesundheitswirtschaft bei PwC Deutschland. Die Menschen seien inzwischen pandemiemüde, die Euphorie über erfolgreiche Maßnahmen abgekühlt. »Die Pandemie beschäftigt uns weiterhin und die Probleme des deutschen Gesundheitswesens sind immer noch da.« Besonders kritisch zeigen sich übrigens, das zeigt ein Blick in die Erhebung, ungeimpfte Menschen. Fast 50 Prozent der Befragten sahen das Gesundheitssystem hierzulande nicht unter den drei weltbesten, während ähnlich kritisch unter den Geimpften nur 27 Prozent waren.
Darüber hinaus ging es in der Umfrage um Impfen gegen Covid-19. So konnte sich mehr als ein Drittel der Befragten vorstellen, Ungeimpfte an den Behandlungskosten zu beteiligen – eine Forderung, die immer wieder im Raum steht. 30 Prozent können sich zumindest eine teilweise Kostenübernahme vorstellen. Insgesamt, so Burkhart, sei ein Trend zur Eigenverantwortung festzustellen. »Fast jeder Zweite hält es für sinnvoll, dass Menschen mit einer Krankheit, die durch Prävention hätte verhindert werden können, an den Kosten beteiligt werden sollen.« Diese Forderung unterstützten insbesondere jüngere Zielgruppen.