Fragen Sie nach dem guten Grund |
Brigitte M. Gensthaler |
12.02.2019 14:10 Uhr |
Nicht alle Patienten nehmen ihre Tabletten so bereitwillig ein. Oft haben sie einen subjektiv guten Grund dafür. / Foto: Fotolia/Ingo Bartussek
Chronisch kranke Menschen brauchen Hilfe, um die Therapie in ihr Leben zu integrieren. »Sie wollen selbstständig bleiben, nicht ständig an die Krankheit erinnert werden und ihr Leben ganz normal weiterführen.« Dies betonte Diplom-Psychologin Susan Clever von der Diabetespraxis Hamburg-Blankenese bei einem Satellitensymposium zum Diabetologie-grenzenlos-Kongress vor Kurzem in München.
Wenn Patienten ihre komplexe Therapie nicht konsequent einhalten, sollte der Berater nicht mit bösen Folgen drohen. Kommunikation müsse hilfreich sein. Im Englischen gebe es dazu den treffenden Satz: »being right or being helpful«.
Clever gab konkrete Tipps, welche Fragen der Berater dem Patienten stellen kann: »Sie sollen vier Arzneimittel einnehmen: Welche/s schaffen Sie im Alltag regelmäßig?« Ebenso wichtig sei es, einer mangelnden Adhärenz auf den Grund zu gehen: »Sie machen das und das, dafür haben sie bestimmt einen guten Grund…« In der Regel erfahre man dann die Realität und könne darauf aufbauend Lösungen entwickeln. Nach einer Beratung könne man den Patienten fragen: »Können Sie sich vorstellen, dies auszuprobieren bis zum nächsten Termin?« Damit wird eine vorgeschlagene Maßnahme zeitlich befristet, was dem Patienten die Umsetzung möglicherweise erleichtert, und zudem gleich ein neuer Gesprächstermin vereinbart.