»Finanzielle Spielräume bei den Apotheken sehe ich nicht« |
Neben den finanziellen Herausforderungen für Apotheken sei auch die Gewinnung von Personal eine zunehmende Herausforderung. »Uns fehlt eine ganze junge Generation«, erklärte Nonnemacher. Als positives Beispiel für die Fachkräftegewinnung nannte sie das PTA-Ausbildungsstipendium in Eisenhüttenstadt. In Bezug auf ein Pharmaziestudium in Brandenburg gebe es noch keine neuen Hoffnungen und Erkenntnisse.
Aktuell ist die Anzahl der Apotheken in Brandenburg auf 563 gesunken. Mitnichten würden in den Offizinen nur Aufgaben wahrgenommen, die sich finanziell lohnen, so Nonnemacher. »Vielmehr nehmen sie insbesondere wichtige Gemeinwohlaufgaben wahr, wie etwa die Sicherstellung der Arzneimittelversorgung über Nacht- und Notdienste oder die Anfertigung individuelle Arzneimittel-Rezepturen.« Beim Betreten einer Apotheke mit einem Rezept für ein dringend benötigtes Arzneimittel könne man sich durch die »unermüdliche Arbeit« sicher sein, dass das benötigte Medikament schnellstmöglich zur Anwendung kommen könne. Durch das System der mehrfach täglichen qualitätsgesicherten Auslieferung von Arzneimitteln durch den pharmazeutischen Großhandel sei – selbst wenn das Arzneimittel nicht in der Apotheke vorrätig sein sollte – eine Verfügbarkeit spätestens am nächsten Tag gewährleistet. »Insofern brauchen wir die Apotheken vor Ort«, bekräftigte Nonnemacher: »Sie sind durch Versandapotheken nicht ersetzbar.«
Der besondere Wert der flächendeckenden Apothekenstruktur habe sich insbesondere in der Pandemie gezeigt: Apothekerinnen und Apotheker hätten sich nie davor gedrückt, Verantwortung zu übernehmen und sich stets äußerst kurzfristig auf neue Aufgaben »mit Bravour« eingestellt. Auch Olaf Behrendt resümierte in diesem Zusammenhang, dass Apothekerinnen und Apotheker in Zeiten der Corona-Pandemie Unglaubliches geleistet hätten, »denn sie waren immer da«. Wenn der Pandemie etwas Positives abzuringen sei, »dann ist es für die Apotheken sicherlich, dass das System der Vor-Ort-Apotheken gestärkt daraus hervorgeht«, so Nonnemacher weiter. Während vor der Pandemie auf Bundesebene noch laut über eine zukünftige gesteigerte Rolle des Versandhandels bei der flächendeckenden Versorgung nachgedacht wurde, sei zwischenzeitlich unter anderem mit dem Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz zumindest eine kleine politische Rolle rückwärts vollzogen worden. Ein ganz wichtiges Signal sei dabei gewesen, dass Versandapotheken keine Rabatte auf rezeptpflichtige Arzneimittel gewähren dürfen und die Wettbewerbsgleichheit zwischen Versandapotheken und Vor-Ort-Apotheken zumindest in diesem Bereich wiederhergestellt wurde.
Generell sei die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln eine wachsende Herausforderung für das Land Brandenburg, doch aktuell sehe sie die Versorgung nicht gefährdet und es müsse darauf hingearbeitet werden, dass dies so bleibe. Dennoch warnte Nonnemacher vor der ungleichen Verteilung der Apotheken im Land: »Die Anzahl ist das eine, die Verteilung das andere«, sagte sie. Dass in einigen Regionen Brandenburgs die Menschen längere Fahrzeiten zur nächsten Apotheke hinnehmen müssen, davor warnte auch Susanne Dolfen, Leiterin Bereich Ambulante Versorgung der AOK Nordost und stellte klar: »Wir wollen Arzneimittelversorgung über Apotheken im Land Brandenburg sicherstellen«.
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