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Auffrischimpfung

FDA moniert Unterlagen zum Janssen-Impfstoff

In einem vorab veröffentlichten Dokument stellt die US-Arzneimittelbehörde FDA die Qualität der Daten infrage, die Janssen in seinem Zulassungsantrag für eine Auffrischimpfung mit seinem Covid-19-Impfstoff vorgelegt hat. Prinzipiell wird um ein optimales Booster-Regime gerungen.
AutorKontaktTheo Dingermann
Datum 15.10.2021  07:00 Uhr

Alle Covid-19-Impfstoffhersteller beschäftigen sich seit geraumer Zeit mit der Booster-Impfung, die nach einer gewissen Zeitspanne erforderlich ist, um einen ausreichenden Immunschutz aufrecht zu halten. Jüngst hat auch das Unternehmen Janssen, das zum Johnson&Johnson-Konzern gehört, Unterlagen bei der FDA eingereicht, um eine Zulassung für eine Booster-Impfung zu beantragen. Doch dieser Prozess scheint nicht rund zu laufen.

Im Zentrum der Debatte steht die Frage, ob zur Stärkung des Immunschutzes nach einer einmaligen Immunisierung mit der »Covid-19 Vaccine Janssen« (Ad26.COV2.S) eine Auffrischung heterolog mit einem mRNA-Impfstoff oder homolog mit einer zweiten Dosis des Vektorimpfstoffs erfolgen sollte. In einem Dokument, das vor der FDA-Expertensitzung bereits zugänglich wurde, wird Kritik an dem Assay geübt, der in einer relevanten Studie verwendet wurde. Hierbei handelt es sich um einen nicht validierten Surrogat-Assay (psVNA-Assay), der wahrscheinlich nicht empfindlich genug ist, um die weitreichenden Schlüsse zu ziehen, die dem Antrag des Unternehmens zugrunde liegen.

Dass Booster-Impfungen besonders nach einer Grundimmunisierung mit dem Janssen-Impfstoff erforderlich sind, steht mittlerweile außer Frage. Denn die Wirksamkeit des in nur einer Dosis verabreichten Impfstoffs erweist sich als deutlich geringer als die der mRNA-Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer, die bekanntlich zweimal verimpft werden, um eine Grundimmunisierung abzuschließen. Unklar ist, wie die Empfehlung konkret aussehen wird. Denn neben der homologen Booster-Impfung mit dem Janssen-Impfstoff besteht auch die Option einer heterologen Impfung mit einem mRNA-Impfstoff.

Mit mRNA-Impfstoff auffrischen?

Unterstützung der letztgenannten Option könnte durch eine jetzt veröffentlichte Studie kommen, die von den National Institutes of Health (NIH) durchgeführt wurde und deren Ergebnisse als Preprint zugänglich sind. An der Studie nahmen 458 Freiwillige teil. Sie wurden in drei Hauptgruppen mit jeweils drei Untergruppen aufgeteilt. In jeder der neun Gruppen waren somit etwa 50 Freiwilligen eingeschlossen.

Diejenigen, die eine Grundimmunisierung mit zwei Dosen des Moderna-Impfstoffs Spikevax® erhalten hatten, erhielten vier bis sechs Monate nach ihrer ersten Impfung entweder eine Auffrischimpfung mit einer weiteren Dosis Spikevax, mit einer Dosis des Biontech-Impfstoffs Comirnaty® oder mit der Covid-19 Vaccine Janssen. Personen, die eine Grundimmunisierung mit zwei Dosen Comirnaty erhalten hatten, bekamen eine Auffrischimpfung mit einem der drei anderen Vakzinen, ebenso wie die, die einmal mit der Covid-19 Vaccine Janssen grundimmunisiert waren.

Von allen in die Studie eingeschlossenen Personen wurden die Antikörperspiegel zwei und vier Wochen nach der Auffrischung bestimmt. Danach zeigte die Gruppe, die zur Grundimmunisierung Spikevax erhalten hatte und ebenfalls mit Spikevax geboostert worden waren, die höchsten Antikörpertiter. An zweiter Stelle rangierten die Personen, die eine Grundimmunisierung mit Comirnaty erhalten hatten, dann aber mit Spikevax geboostert wurden. Eine Grundimmunisierung mit Spikevax gefolgt von einem Booster mit Comirnaty resultierte in nur leicht geringeren Antikörperspiegeln, wobei die Unterschiede klinisch wohl nicht relevant zu sein scheinen.

Demgegenüber zeigten Personen, die zunächst mit dem Janssen-Impfstoff grundimmunisiert waren, nur dann gute Antikörpertiter, wenn die Auffrischimpfung mit einem mRNA-Impfstoff erfolgte. Die Antikörperspiegel der Personen in diesen Gruppen stiegen um das 10- bis 20-Fache im Vergleich zu den Personen, die zur Auffrischung eine weitere Dosis Covid-19 Vaccine Janssen erhalten hatten.

Mögliche Konsequenzen der Behörden

Diese Unterschiede erscheinen so signifikant, dass ein homologes Booster-Regime mit dem Janssen-Impfstoff infrage gestellt werden kann. Zwar war die Studie nicht groß genug, um mit Sicherheit sagen zu können, dass dieses Regime so unzureichend wirksam ist, dass man von einer Empfehlung tatsächlich abraten sollte. Allerdings kann erwartet werden, dass diese Frage in den Beratergremien der FDA heftig debattiert werden wird. Dies umso mehr, als der Nachweis der Titer an neutralisierenden Antikörpern in mindestens einer der von Janssen durchgeführten Studien auf Daten aus Surrogat-Assays beruht.

Andererseits kommen die Ergebnisse auch nicht völlig überraschend. Denn in Großbritannien wurden ähnliche Effekte beobachtet, wenn Personen, die zur Grundimmunisierung den Vektorimpfstoff von Astra-Zeneca erhalten hatten, eine Auffrischungsimpfung ebenfalls mit Vaxzevria® erhielten.

Die STIKO hat sich bereits positioniert

In Europa haben bislang weder Janssen noch Astra-Zeneca für ihre Impfstoffe eine Zulassung als Auffrischungsimpfung beantragt. Unabhängig davon hat sich in Deutschland die Ständige Impfkommission (STIKO) bereits vergangene Woche eine Meinung gebildet. Sie empfiehlt Personen, die mit dem Janssen-Impfstoff grundimmunisiert wurden, frühestens vier Wochen danach eine Auffrischung mit einer zusätzlichen Dosis eines mRNA-Impfstoffs.

Die Empfehlung der STIKO beruht darauf, dass »im Verhältnis zur Anzahl der verabreichten Impfstoffdosen in Deutschland die meisten Covid-19-Impfdurchbruchserkrankungen bei Personen beobachtet wurden, die mit der Covid-19 Vaccine Janssen geimpft wurden«. Zudem sei die Wirksamkeit gegen die Delta-Variante bei diesem Impfstoff geringer als bei den anderen Vakzinen.

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