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Aufregerthema
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Faktencheck: mRNA-Impfstoffe mit DNA verunreinigt?

Aktuell sorgen vermehrt Behauptungen für Verunsicherung, die mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19 seien stark mit DNA verunreinigt. Was hat es damit auf sich? Und könnte die DNA bei Geimpften Schaden anrichten?
AutorKontaktTheo Dingermann
Datum 14.12.2023  18:00 Uhr

Integration ins Genom extrem unwahrscheinlich

Diese Daten belegen, dass in Chargen beider Herstellungsverfahren prozessbedingte Rest-DNA-Mengen vorhanden sind. Doch kann diese in genomische DNA integriert werden? Dies wäre prinzipiell nur während eines Replikationsvorgangs im Rahmen einer Zellteilung möglich.

Die Zellen der Muskulatur, in die der Impfstoff eingebracht wird, sind aber größtenteils postmitotisch, das heißt sie teilen sich nach ihrer Ausdifferenzierung nicht mehr. Hierauf weist Professor Dr. Michael J. Imperiale vom Department of Microbiology and Immunology an der University of Michigan in einem Kommentar auf der Internetseite »Health Feedback« hin, wo kontroverse wissenschaftliche Ergebnisse diskutiert werden. Die »Idee der zytoplasmatisch-nukleären Vermischung« treffe daher nicht zu. Selbst wenn die DNA in den Zellkern gelangen würde, wäre zudem die Integration eines Plasmids in das Zellgenom ein äußerst seltenes Ereignis. Und »schließlich werden diese Zellen, da sie ein virales Antigen (das SARS-CoV-2-Spike-Protein) exprimieren, vom Immunsystem zerstört«, fährt Imperiale fort.

Irreführende Aussagen zu »Affen-DNA« in den Impfstoffen

Eine weitere Diskussion dreht sich um angeblich vorhandene »Affen-DNA« als Teil des Plasmids für die In-vitro-Herstellung der mRNA. Diese Behauptung wurde aus einer Antwort der kanadischen Arzneimittelzulassungsbehörde Health Canada auf eine Anfrage der Website »AFP Fact Check« abgeleitet. Sie ist aber stark irreführend, denn bei der angeblichen »Affen-DNA« handelt es sich nur um einen sehr kleinen DNA-Abschnitt auf dem Plasmid, das von einem Virus stammt.

Konkret ist die Rede von einem Abschnitt des Simian Virus 40 (SV40) Promotor-Enhancers. Er hilft bei der Transkription der mRNA während des Produktionsprozesses, sei ansonsten aber inaktiv, wie Health Canada betont. Die Konzentrationen dieses Elements hätten bei Messungen zudem durchweg unter dem von den Regulierungsbehörden geforderten Grenzwert gelegen. Die Behauptung, der Impfstoff enthalte SV40, ist falsch.

SV40 gilt als Onkovirus, da es in der Zellkultur bei menschlichen Zellen unter bestimmten Bedingungen Tumoren induziert. In Menschen selbst wurde jedoch bisher kein direkter Zusammenhang zwischen einer SV40-Infektion und der Entstehung von Krebs nachgewiesen. Zum onkogenen Potenzial des SV40-Enhancers schreibt Health Canada: »Alle Behauptungen, dass das Vorhandensein der SV40-Promotor-Enhancer-Sequenz mit einem erhöhten Krebsrisiko verbunden ist, sind unbegründet.« Es gebe nicht einmal einen Beweis dafür, dass das Vorhandensein des vollständigen SV40 in einem Impfstoff das Krebsrisiko oder die Beschleunigung von Krebs bei Einzelpersonen erhöhe, so die Arzneimittelbehörde.

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