Faktencheck: mRNA-Impfstoffe mit DNA verunreinigt? |
Theo Dingermann |
14.12.2023 18:00 Uhr |
Befeuert wurde die Debatte über mögliche Rest-DNA-Mengen in Impfstoffchargen, die angeblich die Spezifikationsgrenzen stark überschreiten, hauptsächlich von einem Preprint, der noch kein Peer-Review-Verfahren durchlaufen hat und noch nicht in einem anerkannten wissenschaftlichen Journal veröffentlicht wurde. Die Autoren dieser Arbeit sind Mitarbeiter des Unternehmens »Medical Genomics«, das nach eigener Darstellung die Genomik nutzt, um den Ertrag, die Sicherheit und die Qualität von Heilpflanzen zu verbessern. Außerdem vertreibt das Unternehmen einige der in dieser Studie verwendeten Kits zur DNA-Isolierung und quantitativen PCR, wie die Autoren offenlegen.
Dieser Beitrag wird offensichtlich sehr kontrovers diskutiert. Während einige Kommentatoren ihre Befürchtungen bestätigt sehen, reagieren andere sehr skeptisch. Ein Hauptkritikpunkt an dem Manuskript ist die »unbekannte Herkunft« der Testproben. Die Autoren erklären dazu, dass sie die Fläschchen »anonym und ohne Kühlpacks« per Post erhalten hätten, diese aber »ungeöffnet« gewesen seien.
Untersucht man einen mRNA-Impfstoff auf Rest-DNA, kann die vorherige unsachgemäße Lagerung des Impfstoffs das Ergebnis stark verfälschen. / Foto: Getty Images/visualspace
Hinsichtlich der Quantifizierung von Rest-DNA ist dies ein kritischer Schwachpunkt. Denn die DNA-Konzentration wird relativ zur parallel bestimmten RNA-Konzentration angegeben (ng DNA/mg RNA). Da RNA wesentlich labiler ist als DNA, steigt in einem unsachgemäß behandelten Impfstoff die scheinbare DNA-Verunreinigung mit der Degradation der RNA.
Sollten die in der Studie untersuchten mRNA-Impfstoffe also unsachgemäß gelagert und transportiert worden sein, würde das eine Übertragbarkeit der Ergebnisse auf Impfstoffe, bei deren Handhabung alle Vorgaben eingehalten wurden, von vorneherein ausschließen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Arbeit noch nicht seriös publiziert wurde. Dasselbe gilt für die Analysen aus einem Privatlabor von Professorin Dr. Brigitte König in Magdeburg, in denen ebenfalls DNA-Verunreinigungen nachgewiesen worden sein sollen.
Darüber berichtete unter anderem das Magazin »mdr-Umschau« am 12. Dezember in einem Beitrag mit dem Titel »Corona-Impfstoff in der Kritik: Was ist dran?« Darin wird der Molekularbiologe Dr. Emanuel Wyler vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin wie folgt zitiert: »DNA in Impfstoffen ist kein neues Thema und wird beispielsweise bei einem Grippeimpfstoff auch getestet. Das hat bisher niemanden interessiert beziehungsweise man vertraut richtigerweise darauf, dass das Paul-Ehrlich-Institut als zuständige Behörde die Prüfarbeit korrekt erledigt. Meines Erachtens zeigt das, dass es hier nicht um DNA in Impfstoffen geht. Sondern entweder, Impfungen, unsere beste Waffe gegen Infektionskrankheiten, grundsätzlich in Zweifel zu ziehen, oder Stimmung zu machen mit dem Thema Corona.«