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Säureblocker und Allergien

Fachgesellschaft kritisiert Studie

Magensäure-hemmende Medikamente erhöhen möglicherweise das Allergierisiko, legte kürzlich eine Studie nahe. Stimmt nicht, sagt jetzt die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). Sie hat an der Studie Grundsätzliches auszusetzen.
AutorKontaktAnnette Mende
Datum 06.08.2019  08:00 Uhr

Bei der von der DGVS bemängelten Studie handelt es sich um eine Publikation im Fachjournal »Nature Communications«. Forscher der Medizinischen Universität Wien um Professor Dr. Erika Jensen-Jarolim hatten darin anhand von österreichischen Verschreibungsdaten einen möglichen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Magesäure-hemmenden Medikamenten und einem erhöhten Allergierisiko hergestellt. Mechanistisch könnte dieser auf einer gestörten Proteinverdauung durch den erhöhten Magen-pH und eine Veränderung des Mikrobioms beruhen, hatten die Autoren gemutmaßt.

Die DGVS übt nun in einer Pressemitteilung scharfe Kritik an der Studie, die wegen der hochrangigen Publikation, den hohen Verordnungszahlen der entsprechenden Medikamente – und vielleicht auch wegen des Sommerlochs – von zahlreichen Medien aufgegriffen worden war. Das Studiendesign sei nicht dafür geeignet, die Frage zu beantworten, ob Säurehemmung die Entstehung von Allergien begünstigt, so die DGVS. Patienten mit gesicherter Indikation für eine säurehemmende Therapie würden dadurch unnötig verunsichert. Ähnlich hatte sich die Fachgesellschaft bereits früher geäußert, wenn Protonenpumpenhemmer (PPI) in die Kritik geraten waren.

Professor Dr. Herbert Koop, ehemaliger Chefarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Gastroenterologie am Helios-Klinikum Berlin-Buch bemängelt an der aktuellen Studie vier Aspekte:

  1. Sie habe unterschiedliche Pharmaka untersucht, Sucralfate, die praktisch ohne Einfluss auf den pH-Wert im Magen sind, H 2 -Blocker als mäßig starke Säurehemmer und PPI. Der Studie zufolge seien alle Substanzen mit einem erhöhten Allergierisiko assoziiert. »Somit ergibt sich keine Korrelation zum Grad der Säurehemmung. Daher ist fragwürdig, ob die Säurehemmung überhaupt im Zusammenhang mit der Allergieentstehung zu sehen ist«, so Koop.
  2. Die Analyse stütze sich mit Blick auf die Allergieentstehung nur auf die Verschreibung von Medikamenten, die mutmaßlich das Vorhandensein einer Allergie anzeigen sollen. Daten zu Allergie-Diagnosen selbst hätten nicht vorgelegen – ein Schwachpunkt, denn beispielweise seien Medikamente wie Phenothiazine in die Studie einbezogen worden, die in erster Linie als Neuroleptika bei neurologisch-psychiatrischen Krankheiten eingesetzt und nur noch im Einzelfall bei Allergien verschrieben werden. Grundsätzlich sei die Tatsache, dass ein Medikament verschrieben worden sei, nicht geeignet, um daraus die Ursache für weitere, neu aufgetretene Krankheiten wie hier Allergien abzuleiten.
  3. In der Studie sei nicht hinreichend unterschieden worden, um welche Allergien es überhaupt ging.
  4. Die Studie habe keine zusätzliche Informationen über die Patienten, sogenannte confounding factors, berücksichtigt. »Es ist wissenschaftlich gesichert, dass sich Patienten, die beispielsweise einen PPI einnehmen, deutlich von anderen Patienten unterscheiden: Sie sind in aller Regel älter, haben mehr Begleiterkrankungen, nehmen mehr Medikamente. Dieser Einfluss konnte in der aktuell veröffentlichten Studie nicht evaluiert werden, weil die Untersucher offensichtlich keinen Zugang zu solch wichtigen Daten bezüglich der Medikation – oder besser noch zu Diagnosedaten – hatten«, so Koop.

Im Gegensatz hierzu sei die Wirksamkeit von PPI durch Studien nachgewiesen, so die DGVS. Diese hätten zu klaren Indikationen und Handlungsempfehlungen in deutschen und internationalen Leitlinien geführt. Wie bei jedem anderen Medikament sollte bei Verordnung eines PPI eine vom Arzt sorgfältig erhobene Diagnose und bestätigte Indikation vorliegen. Daher sollten frei verkäufliche Magensäureblocker ohne Absprache mit dem Arzt auch nie länger als 14 Tage eingenommen werden.

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