Fachgesellschaft kritisiert Studie |
Ob säurehemmende Medikamente tatsächlich das Allergierisiko erhöhen können, wie es kürzlich eine Studie im Fachjournal »Nature Communications« nahelegte, ist aus Sicht der deutschen Fachgesellschaft DGVS umstritten. / Foto: Your Photo Today
Bei der von der DGVS bemängelten Studie handelt es sich um eine Publikation im Fachjournal »Nature Communications«. Forscher der Medizinischen Universität Wien um Professor Dr. Erika Jensen-Jarolim hatten darin anhand von österreichischen Verschreibungsdaten einen möglichen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Magesäure-hemmenden Medikamenten und einem erhöhten Allergierisiko hergestellt. Mechanistisch könnte dieser auf einer gestörten Proteinverdauung durch den erhöhten Magen-pH und eine Veränderung des Mikrobioms beruhen, hatten die Autoren gemutmaßt.
Die DGVS übt nun in einer Pressemitteilung scharfe Kritik an der Studie, die wegen der hochrangigen Publikation, den hohen Verordnungszahlen der entsprechenden Medikamente – und vielleicht auch wegen des Sommerlochs – von zahlreichen Medien aufgegriffen worden war. Das Studiendesign sei nicht dafür geeignet, die Frage zu beantworten, ob Säurehemmung die Entstehung von Allergien begünstigt, so die DGVS. Patienten mit gesicherter Indikation für eine säurehemmende Therapie würden dadurch unnötig verunsichert. Ähnlich hatte sich die Fachgesellschaft bereits früher geäußert, wenn Protonenpumpenhemmer (PPI) in die Kritik geraten waren.
Professor Dr. Herbert Koop, ehemaliger Chefarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Gastroenterologie am Helios-Klinikum Berlin-Buch bemängelt an der aktuellen Studie vier Aspekte:
Im Gegensatz hierzu sei die Wirksamkeit von PPI durch Studien nachgewiesen, so die DGVS. Diese hätten zu klaren Indikationen und Handlungsempfehlungen in deutschen und internationalen Leitlinien geführt. Wie bei jedem anderen Medikament sollte bei Verordnung eines PPI eine vom Arzt sorgfältig erhobene Diagnose und bestätigte Indikation vorliegen. Daher sollten frei verkäufliche Magensäureblocker ohne Absprache mit dem Arzt auch nie länger als 14 Tage eingenommen werden.