Extra-Herausforderung in Krisenzeiten |
Sven Siebenand |
23.06.2025 18:00 Uhr |
Planen lassen sich Krisensituationen oft nicht. Betroffene können aber versuchen, sich zumindest etwas darauf vorzubereiten, indem sie ein individuelles Notfallset zusammenstellen. Darin sollte Platz sein für einen ausreichenden Vorrat an Insulin und gegebenenfalls anderen Antidiabetika, aber auch Spritzen, Kanülen, Teststreifen/Sensoren, Lanzetten, Traubenzucker und Glucagon. Auch an Kühlmöglichkeiten für Insulin und gegebenenfalls andere Medikamente sollte man denken, etwa spezielle Kühltaschen oder eine Thermoskanne. Ebenfalls sinnvoll sind Kopien von Rezepten, ein Diabetesausweis (am besten in mehreren Sprachen) und die digitale Sicherung von Informationen in einer Cloud oder auf einem Speichermedium. Die American Association of Clinical Endokrinology macht auf ihrer Website einen Vorschlag für eine Notfallausrüstung und zeigt in einem Youtube-Video, worauf man achten sollte.
Betroffene können auch in der diabetologischen Praxis nachfragen, wie sie in einer potenziellen Notsituation ihren Diabetes mit reduzierten Ressourcen managen können. Hilfsorganisationen wie Action Medeor oder das Rote Kreuz bieten teilweise direkte Hilfe an. Notfallkontakte abzuspeichern, ist daher keine schlechte Idee.
Am Beispiel der Ukraine wird deutlich, was der Ausbruch eines Krieges für Menschen mit Diabetes bedeutet – zusätzlich zu allem Leid. Gegenüber der PZ schildern zwei Apothekerinnen aus der Ukraine, wie es Menschen mit Diabetes in ihrem Land zu Beginn des Krieges ging und heute geht. Beide Kolleginnen sind für Partnerorganisationen von Action Medeor tätig, Mariia Zavaliei für Intersos und Yuliia Haitovska für Your City International Charity Fund.
Der Ausbruch des Krieges habe eine Massenflucht und Chaos ausgelöst, wodurch viele Menschen mit Diabetes in eine äußerst prekäre Lage gerieten, berichten Zavaliei und Haitovska. Besonders schlimm sei es für Menschen mit Typ-1-Diabetes gewesen, die vollständig auf Insulin angewiesen sind, so Zavaliei. Medizinische Notfallteams berichteten über Fälle von akuten Stoffwechselkrisen, von denen einige tödlich endeten.