Eszopiclon im Handel |
Sven Siebenand |
05.05.2021 14:00 Uhr |
Einige Kontraindikationen gibt es zu berücksichtigen: Tabu ist Eszopiclon bei Patienten mit Myasthenia gravis, mit schwerer respiratorischer Insuffizienz, mit schwerer Leberinsuffizienz, schwerem Schlafapnoe-Syndrom und in einem Alter unter 18 Jahren. Ferner darf der Wirkstoff nicht bei älteren Patienten zum Einsatz kommen, die gleichzeitig potente CYP3A4-Hemmer erhalten. Denn dies führt möglicherweise zu einer Verstärkung der hypnotischen Wirkung von Eszopiclon, da der Wirkstoff durch das Enzym CYP3A4 metabolisiert wird. Bei jüngeren Patienten kann die gleichzeitige Einnahme eines potenten CYP3A4-Inhibitors eine Dosisreduzierung von Eszopiclon erforderlich machen. Die Tagesdosis darf 2 mg nicht übersteigen.
Lunivia® enthält den Wirkstoff Eszopiclon, der bereits seit 2005 in den USA auf dem Markt ist. / Foto: Hennig Arzneimittel
Ein besonderer Warnhinweis in der Fachinformation von Lunivia bezieht sich auf das Risiko durch eine gleichzeitige Einnahme von Opioiden. Diese kann zu Sedierung, Atemdepression, Koma und Tod führen. Aufgrund dieser Risiken ist die gleichzeitige Verordnung von Eszopiclon zusammen mit Opioiden nur bei Patienten angebracht, für die es keine alternativen Behandlungsmöglichkeiten gibt. Wenn dennoch eine gleichzeitige Verordnung von Eszopiclon zusammen mit Opioiden für notwendig erachtet wird, ist die niedrigste wirksame Dosis anzuwenden und die Behandlungsdauer so kurz wie möglich zu halten. Die Patienten sind engmaschig auf Anzeichen und Symptome von Atemdepression und Sedierung zu überwachen.
Weitere Warnhinweise in der Fachinformation gibt es zum Beispiel zu den Punkten Abhängigkeitsrisiko sowie Absetzerscheinungen. Ein gleichzeitiger Alkoholkonsum ist bei allen Patienten zu vermeiden, da er die sedierende Wirkung des Arzneistoffs verstärken kann. Bei gleichzeitiger Anwendung mit anderen zentral dämpfenden Arzneimitteln, etwa Antipsychotika, Anxiolytika, Muskelrelaxanzien, Antiepileptika und sedierenden Antihistaminika, kann es zu einer Verstärkung der zentraldämpfenden Wirkung kommen. Daher ist in diesen Fällen möglicherweise eine Dosisreduktion von Eszopiclon erforderlich.
Unangenehmer Geschmack ist als Nebenwirkung sehr häufig. Häufig kommt es zum Beispiel zu Kopfschmerzen, Somnolenz, trockenem Mund, Benommenheit und Übelkeit.
Die Anwendung von Eszopiclon in der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, wird nicht empfohlen. In der Stillzeit soll der Arzneistoff ebenfalls nicht zum Einsatz kommen.
Auf das Distomer (R)-Zopiclon verzichten zu können, ist sicher kein Nachteil. Daher darf Eszopiclon als Schrittinnovation eingestuft werden. Das (S)-Enantiomer weist offenbar eine deutlich höhere Affinität zur Bindungsstelle am GABAA-Rezeptor auf. Zu berücksichtigen ist auch die größere Affinität zur α2-Untereinheit und die geringere Affinität zur α1-Untereinheit im Vergleich zu Zopiclon. Möglicherweise könnte Letzteres das Abhängigkeitspotenzial reduzieren und Ersteres auch anxiolytische und antidepressive Effekte haben. Dies muss aber noch weiter untersucht werden. Die Studienergebnisse zeigen zumindest, dass Wirksamkeit und Sicherheit von Eszopiclon im Vergleich zu Zopiclon mindestens ebenbürtig sind. Größere Vergleichsstudien wären aber sehr wünschenswert. Last but not least rechtfertigen auch die pharmakokinetischen Vorteile eine Einstufung bei den Schrittinnovationen. Die schnellere Aufnahme ins Blut von Eszopiclon kann helfen, die Schlaflatenz zu verkürzen.
Sven Siebenand, Chefredakteur