Essen und Trinken am Lebensende |
Mundtrockenheit ist ein sehr unangenehmes und belastendes Symptom, das mit einem starken Durstgefühl einhergeht und zentrale Funktionen wie Essen, aber auch Trinken (das mag überraschen) und selbst Sprechen behindern kann.
Dabei kann Mundtrockenheit völlig unabhängig vom Wasserhaushalt des Patienten auftreten – auch bei Patienten mit ausgeprägten Ödemen und Ergüssen. In diesem Fall würde eine große Trink- oder Infusionsmenge die Ödembildung nur verstärken, ohne die Mundtrockenheit zu verbessern. Daran sieht man, dass es nicht primär die Trinkmenge (im Normalfall 1,5 bis 2 l/d) ist, die das Symptom lindert.
Saftige, auch saure Fruchtstücke wie Ananas, Wassermelone oder Kiwi können Mundtrockenheit lindern. / Foto: Adobe Stock/Foxy_A
Häufig wird Mundtrockenheit durch Wirkstoffe mit anticholinergen Eigenschaften, zum Beispiel Opioide, Pregabalin, trizyklische Antidepressiva, urologische Spasmolytika und Dimenhydrinat, aber auch Sauerstoffgabe verstärkt. Ausgeprägte Mundtrockenheit sollte immer Anlass sein, die Medikation zu überdenken und die Mundsorge zu intensivieren.
Zur Behandlung von Mundtrockenheit sind attraktive Getränke hilfreich. Entscheidend sind häufige und kleine Schlucke, die möglichst lange im Mund belassen werden, weil sie nur dort die Mundtrockenheit lindern. Neben der Flüssigkeit zur Befeuchtung der Mundschleimhäute ist eine intensive Mundschleimhautpflege besonders wichtig (Tabelle 3). Je schwächer ein Mensch wird, umso mehr müssen Angehörige und Pflegende diese Maßnahmen übernehmen. Hier kommt der Begriff der Mundsorge ins Spiel, der der Broschüre »Zur Begleitung beim Freiwilligen Verzicht auf Essen und Trinken (FVET)« entliehen ist. Er soll den hohen Stellenwert der Mund- und Schleimhautpflege in den Vordergrund stellen.
Maßnahmen und Ziele | Beispiele zur Umsetzung |
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attraktive Getränke und Flüssigkeiten | Mineralwasser (mit frischer Zitrone oder Ingwer)Kräuter- und Früchtetees oder Saftschorlebittere Getränke wie Tonic, Bitterlemon, (alkoholfreies) Bier, für viele gerne mit Eiswürfeln |
Speichelfluss bei Mundtrockenheit anregen | MundhygieneZitronenöl (Aromalampe, Duftstein)Kaugummi kauen (Zimt, Zitrone…)Brausepulver und saure Dropskleine Eiswürfel aus Fruchtsäften, Tonic Water, Joghurt, Teefeuchte Tücher, gegebenenfalls auch über das Bett hängen, kleine Schüsseln mit Wasser aufstellenÜbung »Zunge rollen« aus dem Qi Gong: Zunge entlang des Oberkiefers vor den Zähnen von links nach rechts kreisen lassen, danach entlang des Unterkiefers von rechts nach links kreisen lassen, 8-mal wiederholenSalami, Sahne oder Olivenöl mit Zitronen- oder Orangenöl, Sahneeis |
Mundschleimhautpflege | Entfernen von Belägen: Cola kann einen guten Dienst erweisen, da sich darunter die Beläge häufig auflösen und geschluckt werden könnenfetthaltige Anwendungen wie Sahneeis, Salamischeiben, Butter-Honig-Mischung (20 g Butter und 60 g Honig, gut gekühlt)Effekt: Durch diese Maßnahmen (vergleichbar mit Hautpflege) bleibt die Wahrnehmung der guten Mundschleimhautbefeuchtung länger bestehen |
Mundsorge umfasst neben der Basismundpflege drei Ziele: Befeuchten, Pflegen und Geschmack. Insbesondere für Letzteres ist eine frühzeitige Anamnese der Geschmacks- und Getränkepräferenzen hilfreich, um diese später umsetzen zu können.
Zur Basispflege gehören die Zahn- und Gebissreinigung, aber auch das Lösen von Belägen und Borken, was mit Cola, Brausepulver, Ananas- oder Kiwi-Stücken besonders gut gelingt.
Tupfer für die Mundpflege können mit der Lieblingsflüssigkeit des Patienten befeuchtet werden. / Foto: Shutterstock/Yaya Photos
Wohlschmeckende Öle, zum Beispiel Sanddorn und Kokos, aber auch fettige Salamischeiben oder eine Butter-Honig-Mischung (im Verhältnis 1:2) dienen der nachhaltigen Pflege und dem Geschmeidighalten der Mundschleimhaut und verlängern die Wirkung der befeuchtenden Flüssigkeiten. Diese sollten entsprechend den Lieblingsgetränken ausgewählt werden und können mittels Sprühfläschchen gesprüht, mit Pipetten geträufelt, mit Swabs getupft, als Eis gelutscht, aber auch als Schäume (Beispiel: Airset mit Pumpe und Schaumpulver) am Gaumen aufgetragen werden. Auch Lutschtabletten und Sprays, die die Speichelbildung fördern, können Linderung verschaffen.
Zusätzlich kann man dem Austrocknen der Mundschleimhaut durch die Erhöhung der Luftfeuchtigkeit durch Luftbefeuchter oder einen »feuchten Himmel« (feuchte Laken, die über dem Bett aufgehängt sind) entgegenwirken.
Mit diesen Maßnahmen kann das Durstgefühl in der Sterbephase in der Regel gut kontrolliert werden. Dieses Wissen ist für die Pflegenden und vor allem Angehörigen unverzichtbar und sollte ihnen unbedingt vermittelt werden.