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Palliative Care

Essen und Trinken am Lebensende

Jeder Mensch mit einer schweren chronischen Krankheit, mit begrenzter Lebenserwartung oder starker Gebrechlichkeit hat einen Anspruch auf Palliativversorgung. Einen besonderen Stellenwert nehmen Essen und Trinken ein, da diese existenziell zum Leben eines jeden Menschen gehören.
Kirsten Dahse
Ulla Mariam Hoffmann
09.04.2023  08:00 Uhr

Mundtrockenheit und Mundsorge

Mundtrockenheit ist ein sehr unangenehmes und belastendes Symptom, das mit einem starken Durstgefühl einhergeht und zentrale Funktionen wie Essen, aber auch Trinken (das mag überraschen) und selbst Sprechen behindern kann.

Dabei kann Mundtrockenheit völlig unabhängig vom Wasserhaushalt des Patienten auftreten – auch bei Patienten mit ausgeprägten Ödemen und Ergüssen. In diesem Fall würde eine große Trink- oder Infusionsmenge die Ödembildung nur verstärken, ohne die Mundtrockenheit zu verbessern. Daran sieht man, dass es nicht primär die Trinkmenge (im Normalfall 1,5 bis 2 l/d) ist, die das Symptom lindert.

Häufig wird Mundtrockenheit durch Wirkstoffe mit anticholinergen Eigenschaften, zum Beispiel Opioide, Pregabalin, trizyklische Antidepressiva, urologische Spasmolytika und Dimenhydrinat, aber auch Sauerstoffgabe verstärkt. Ausgeprägte Mundtrockenheit sollte immer Anlass sein, die Medikation zu überdenken und die Mundsorge zu intensivieren.

Zur Behandlung von Mundtrockenheit sind attraktive Getränke hilfreich. Entscheidend sind häufige und kleine Schlucke, die möglichst lange im Mund belassen werden, weil sie nur dort die Mundtrockenheit lindern. Neben der Flüssigkeit zur Befeuchtung der Mundschleimhäute ist eine intensive Mundschleimhautpflege besonders wichtig (Tabelle 3). Je schwächer ein Mensch wird, umso mehr müssen Angehörige und Pflegende diese Maßnahmen übernehmen. Hier kommt der Begriff der Mundsorge ins Spiel, der der Broschüre »Zur Begleitung beim Freiwilligen Verzicht auf Essen und Trinken (FVET)« entliehen ist. Er soll den hohen Stellenwert der Mund- und Schleimhautpflege in den Vordergrund stellen.

Maßnahmen und Ziele Beispiele zur Umsetzung
attraktive Getränke und Flüssigkeiten Mineralwasser (mit frischer Zitrone oder Ingwer)
Kräuter- und Früchtetees oder Saftschorle
bittere Getränke wie Tonic, Bitterlemon, (alkoholfreies) Bier, für viele gerne mit Eiswürfeln
Speichelfluss bei Mundtrockenheit anregen Mundhygiene
Zitronenöl (Aromalampe, Duftstein)
Kaugummi kauen (Zimt, Zitrone…)
Brausepulver und saure Drops
kleine Eiswürfel aus Fruchtsäften, Tonic Water, Joghurt, Tee
feuchte Tücher, gegebenenfalls auch über das Bett hängen, kleine Schüsseln mit Wasser aufstellen
Übung »Zunge rollen« aus dem Qi Gong: Zunge entlang des Oberkiefers vor den Zähnen von links nach rechts kreisen lassen, danach entlang des Unterkiefers von rechts nach links kreisen lassen, 8-mal wiederholen
Salami, Sahne oder Olivenöl mit Zitronen- oder Orangenöl, Sahneeis
Mundschleimhautpflege Entfernen von Belägen: Cola kann einen guten Dienst erweisen, da sich darunter die Beläge häufig auflösen und geschluckt werden können
fetthaltige Anwendungen wie Sahneeis, Salamischeiben, Butter-Honig-Mischung (20 g Butter und 60 g Honig, gut gekühlt)
Effekt: Durch diese Maßnahmen (vergleichbar mit Hautpflege) bleibt die Wahrnehmung der guten Mundschleimhautbefeuchtung länger bestehen
Tabelle 3: Maßnahmen zur Mundpflege

Mundsorge umfasst neben der Basismundpflege drei Ziele: Befeuchten, Pflegen und Geschmack. Insbesondere für Letzteres ist eine frühzeitige Anamnese der Geschmacks- und Getränkepräferenzen hilfreich, um diese später umsetzen zu können.

Zur Basispflege gehören die Zahn- und Gebissreinigung, aber auch das Lösen von Belägen und Borken, was mit Cola, Brausepulver, Ananas- oder Kiwi-Stücken besonders gut gelingt.

Wohlschmeckende Öle, zum Beispiel Sanddorn und Kokos, aber auch fettige Salamischeiben oder eine Butter-Honig-Mischung (im Verhältnis 1:2) dienen der nachhaltigen Pflege und dem Geschmeidighalten der Mundschleimhaut und verlängern die Wirkung der befeuchtenden Flüssigkeiten. Diese sollten entsprechend den Lieblingsgetränken ausgewählt werden und können mittels Sprühfläschchen gesprüht, mit Pipetten geträufelt, mit Swabs getupft, als Eis gelutscht, aber auch als Schäume (Beispiel: Airset mit Pumpe und Schaumpulver) am Gaumen aufgetragen werden. Auch Lutschtabletten und Sprays, die die Speichelbildung fördern, können Linderung verschaffen.

Zusätzlich kann man dem Austrocknen der Mundschleimhaut durch die Erhöhung der Luftfeuchtigkeit durch Luftbefeuchter oder einen »feuchten Himmel« (feuchte Laken, die über dem Bett aufgehängt sind) entgegenwirken.

Mit diesen Maßnahmen kann das Durstgefühl in der Sterbephase in der Regel gut kontrolliert werden. Dieses Wissen ist für die Pflegenden und vor allem Angehörigen unverzichtbar und sollte ihnen unbedingt vermittelt werden.

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