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Schweres Asthma

Erster TSLP-Antikörper Tezepelumab überzeugt

Tezepelumab ist ein Antikörper mit einem neuen Wirkstofftarget. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA prüft derzeit den Zulassungsantrag für den gegen Thymus-Stroma-Lymphopoietin (TSLP) gerichteten Antikörper.
Sven Siebenand
08.03.2022  08:00 Uhr

Bis zu 10 Prozent aller Asthma-Patienten haben ein schweres Asthma, das trotz des Einsatzes von Medikamenten unkontrolliert ist. Das bleibt nicht ohne Folgen: Betroffene weisen häufig Exazerbationen, signifikante Einschränkungen der Lungenfunktion und eine verringerte Lebensqualität auf. Und bei Patienten mit schwerem Asthma zeigen sich eine erhöhte Mortalität und doppelt so viele asthmabedingte Hospitalisierungen wie bei Betroffenen mit nicht-schwerem Asthma.

In den USA ist das Tezepelumab-haltige Präparat Tezspire™, das gemeinsam von Astra-Zeneca und Amgen entwickelt wird, seit Ende 2021 für Erwachsene und Kinder ab zwölf Jahren mit unkontrolliertem schwerem Asthma zugelassen. Es wird alle vier Wochen subkutan von medizinischem Personal verabreicht. Der Ausschuss für Humanarzneimittel der EMA prüft momentan einen Zulassungsantrag für Tezepelumab für die EU.

Tezepelumab weist ein neues Wirkstofftarget auf. Der Antikörper hemmt die Wirkung von Thymus-Stroma-Lymphopoietin (TSLP), einem wichtigen epithelialen Zytokin, das an der Spitze mehrerer Entzündungskaskaden steht und bei der Auslösung und Persistenz allergischer, eosinophiler und anderer Arten von Atemwegsentzündungen im Zusammenhang mit schwerem Asthma eine entscheidende Rolle spielt. TSLP wird als Reaktion auf mehrere Trigger freigesetzt, die mit Asthma-Exazerbationen in Verbindung gebracht werden, darunter Allergene, Viren und andere durch die Luft übertragene Partikel. Man weiß, dass die Expression von TSLP in den Atemwegen von Asthma-Patienten erhöht ist und mit der Schwere der Erkrankung korreliert. Die Blockade von TSLP soll die Freisetzung von proinflammatorischen Zytokinen durch Immunzellen verhindern, was zur Prävention von Asthma-Exazerbationen beiträgt und zu einer verbesserten Asthmakontrolle führt. Tezepelumab hat aufgrund seiner Zielstruktur das Potenzial, bei vielen Patienten mit schwerem Asthma unabhängig von der Art der Entzündung wirksam zu sein.

Aktuell informiert Astra-Zeneca über Daten aus einer gepoolten Post-hoc-Analyse der Phase-III- und Phase-IIb-Studien Navigator und Pathway, die bei der diesjährigen Jahrestagung der American Academy of Allergy Asthma & Immunology vorgestellt wurden. In der Analyse kam es unter Tezepelumab als Add-on zur Standardtherapie zu einer Reduktion von Asthma-Exazerbationen bei Patienten unabhängig von der Eosinophilenzahl im Blut. Tezepelumab zeigte dabei eine konsistente Wirksamkeit mit einer 71 prozentigen (≥ 300 Zellen/μl), 48 prozentigen (< 300 Zellen/μl) und 48 prozentigen (< 150 Zellen/μl) Verringerung der jährlichen Asthma-Exazerbationsrate (annualised asthma exacerbation rate, AAER) im Vergleich zu Placebo.

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