Erster oraler PCSK9-Hemmer zeigt starke LDL-Senkung |
| Sven Siebenand |
| 13.11.2025 18:00 Uhr |
PCSK9 ist die Abkürzung für Proprotein Convertase Subtilisin/Kexin Type 9. Normalerweise bindet PCSK9 an den LDL-Rezeptor auf der Oberfläche von Leberzellen, wodurch er internalisiert und abgebaut wird – mit der Folge, dass weniger LDL-Rezeptoren verfügbar sind, um LDL-Cholesterol aus dem Blut aufzunehmen und abzubauen. / © Adobe Stock/ibreakstock
Enlicitid decanoat ist ein makrozyklisches Peptid aus dem Hause MSD, das zur Klasse der PCSK9-Inhibitoren gehört. Der Wirkstoff blockiert das Protein PCSK9 (Proprotein Convertase Subtilisin/Kexin Type 9) in seiner Bindung an den LDL-Rezeptor. Normalerweise bindet PCSK9 an diesen Rezeptor auf der Oberfläche von Leberzellen, wodurch er internalisiert und abgebaut wird – mit der Folge, dass weniger LDL-Rezeptoren verfügbar sind, um LDL-Cholesterol aus dem Blut aufzunehmen und abzubauen. Durch die Blockade von PCSK9 verbleiben mehr LDL-Rezeptoren an der Zelloberfläche, was die Clearance von LDL-Cholesterol erhöht und somit den LDL-Spiegel senkt. Anders als die bereits verfügbaren PCSK9-Hemmer Alirocumab und Evolocumab ist Enlicitid decanoat oral verfügbar und muss nicht injiziert werden.
An der randomisierten Studie CORALreef Lipids nahmen etwa 2900 Patienten teil. Alle hatten bereits einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten oder wiesen ein hohes Risiko für ein solches Ereignis auf. Zudem lag bei allen trotz stabiler Therapie mit einem Statin (und gegebenenfalls Ezetimib) das LDL-Cholesterol noch über dem individuellen Zielwert. Die Patienten nahmen entweder einmal täglich 20 mg Enlicitid decanoat oder Placebo ein. Die Behandlungsdauer betrug 24 Wochen.
Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Im Vergleich zur Kontrollgruppe wurde mit Enlicitid decanoat eine LDL-Cholesterol-Reduktion von bis zu 60 Prozent erzielt. Zusätzlich wurden eine Nicht-HDL-Cholesterol-Senkung von 53 Prozent, eine Reduktion von Apolipoprotein B um 50 Prozent sowie eine Senkung von Lipoprotein(a) um 28 Prozent beobachtet. Mehr als zwei Drittel in der Verumgruppe erreichten eine LDL-Cholesterol-Reduktion von mindestens 50 Prozent und einen Wert unter 55 mg/dl. Das Nebenwirkungsprofil war in etwa vergleichbar zur Placebogruppe (Studienabbrüche wegen Nebenwirkungen 3 versus 4 Prozent).
In der aktuellen Studie erreichten die mit Enlicitid decanoat erzielten Werte eine vergleichbare LDL-Reduktion wie bei den beiden genannten Antikörpern. Ferner seien die Ergebnisse mit dem Neuling numerisch besser als die für den siRNA-Wirkstoff Inclisiran, der die Produktion des PCSK9-Proteins in der Leber blockiert, heißt es in der Mitteilung der American Heart Association.
Eine zentrale offene Frage bleibt jedoch, ob die Senkung des LDL-Cholesterol-Spiegels mit Enlicitid decanoat tatsächlich zu einer Verringerung von Herz-Kreislauf-Ereignissen führt. Die entsprechende Outcome-Studie läuft bereits.