Erste West-Nil-Infektion beim Menschen |
Katja Egermeier |
27.09.2019 17:16 Uhr |
Überträger des West-Nil-Virus sind heimische Stechmücken. Durch die ungewöhnlich warmen Sommer der letzten beiden Jahre hat sich das Virus auch nördlich der Alpen etablieren können. / Foto: Adobe Stock/raisondtre
West-Nil-Viren stammen ursprünglich aus Afrika. Die Erreger werden von Stechmücken zwischen Vögeln übertragen, aber auch Säugetiere (vor allem Pferde) und Menschen können durch Mückenstiche infiziert werden. In Deutschland seien bei Menschen bislang nur einzelne Fälle und diese nur bei Reisenden bekannt gewesen, die aus betroffenen Regionen kamen, so das RKI. Bei Vögeln und Pferden sei das Virus dagegen seit 2018 schon öfters in Deutschland nachgewiesen worden.
»Zum Glück verläuft ein Großteil der Fälle mild«, erklärt RKI-Präsident Professor Dr. Lothar H. Wieler. Infektionen beim Menschen verlaufen demnach zu circa 80 Prozent symptomlos, bei knapp 20 Prozent mit meist milder und unspezifischen Anzeichen wie Fieber oder Hautausschlag. Nur bei unter 1 Prozent aller Betroffenen – in der Regel bei Älteren mit Vorerkrankungen – kommt es zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis) oder seltener zu einer Entzündung des Gehirns (Enzephalitis), die tödlich enden kann. Impfstoffe oder eine spezifische Therapie für Menschen gebe es bislang nicht, so das RKI. Infektionen ließen sich nur durch konsequenten Mückenschutz vorbeugen.
Das Virus ist aus Sicht von Wissenschaftlern vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) durch Zugvögel und Stechmücken in nördlichere Regionen gelangt , wo es sich während der Mückensaison verbreitet. Es wird von heimischen Stechmücken der Gattung Culex übertragen. »Offenbar haben die durch den Klimawandel bedingten ungewöhnlich warmen Sommer der letzten beiden Jahre dazu beigetragen, dass sich das West-Nil-Virus nördlich der Alpen etabliert hat«, sagt Professor Dr. Jonas Schmidt-Chanasit, Leiter der Virusdiagnostik am BNITM.
Für dieses Jahr kann Wieler für Deutschland Entwarnung geben. Das Risiko weiterer Erkrankungsfälle in Deutschland nehme ab, da es im Herbst weniger Mücken gebe. »In den kommenden Sommern müssen wir jedoch mit weiteren West-Nil-Virus-Infektionen rechnen.«