Erste Lösungen für TI-Messenger für Frühjahr 2022 geplant |
Jennifer Evans |
24.06.2021 09:00 Uhr |
Ein kurzer Chat zwischendurch: Ein neuer Messenger-Dienst soll schon bald Tempo in die Kommunikation zwischen den Sektoren im Gesundheitswesen bringen. / Foto: Adobe Stock/Syda Productions
Im Alltag haben sich Messenger-Dienste als praktisch und schnell erwiesen. Daher sollten sie auch im Gesundheitswesen zum Einsatz kommen, findet die Gematik. »Wir konzipieren den TI-Messenger in der ersten Ausbaustufe für Beschäftigte im Gesundheitswesen, die unkompliziert mit Kolleginnen und Kollegen zu medizinisch relevanten Themen kommunizieren möchten«, so Eric Grey, Produktmanager für den TI-Messenger bei der Gematik. Der Bedarf nach einer schnellen und sicheren Kommunikation sei groß, betonte er. Ziel des neuen Übermittlungsverfahren ist es aber auch, sich ortsunabhängig via App auf Smartphone, Tablet oder PC austauschen zu können. Wie die Gematik gegenüber der PZ sagte, können bereits zu Beginn neben den Ärzten und Apothekern auch Pflege- oder Rettungsdienste einer Institution den TI-Messenger nutzen.
Wenn also ein Hausarzt hinsichtlich der Behandlung Rückfragen beim OP-Arzt im Krankenhaus hat, kann er diesen künftig über den neuen Kurznachrichtendienst erreichen, der über die Telematik-Infrastruktur (TI) läuft. Damit diese Ad-hoc-Kommunikation auch über die Sektorengrenzen hinweg reibungslos funktioniert, sind allerdings einheitliche Standards nötig. Und die entwickelt die Gematik gerade, damit Industriepartner oder Dritte entsprechend ihre Lösungen anbieten können. Ein Fokus legt die Gematik nach eigenen Angaben dabei auf »Interoperabilität, Integrierbarkeit und Innovationsoffenheit«. Im Oktober 2021 will sie dann die Spielregeln für den neuen TI-Messenger veröffentlichen.
Grundsätzlich soll nämlich demnächst jeder Nutzer selbst entscheiden können, über welchen der von der Gematik zugelassenen Dienste er kommunizieren möchte – sie werden nämlich alle interoperabel sein. Das bedeutet, jeder der Akteure im Gesundheitswesen ist über ein zentrales und authentifiziertes Adressbuch erreichbar – ganz gleich welchen Messenger-Anbieter er nutzt. Bei dieser Funktion handelt es sich laut Gematik um ein Alleinstellungsmerkmal und »einen Meilenstein für die sektorenübergreifende Kommunikation im Gesundheitswesen«.
Der TI-Messenger ergänzt das Verfahren KIM (Kommunikation im Medizinwesen) um die mobile Ad-hoc-Kommunikation. Das KIM-System ist bereits seit Juli 2020 als Standard-Übermittlungsverfahren für medizinische Dokumente wie Befunde, Bescheide, Abrechnungen und Röntgenbilder im Einsatz. Der Apotheker nutzt es beispielsweise, wenn er einen Arzt gemäß § 17 Absatz 6a der Apothekenbetriebsordnung über die Abgabe einer Zubereitung informieren muss. Vorher war dies über eine herkömmliche E-Mail aus Datenschutzgründen nicht zulässig.
Der neue TI-Messenger sei aber als eine »eigenständige Anwendung« zu verstehen, so die Gematik auf Nachfrage der PZ. »Es gibt zunächst keine direkte Schnittstelle zu KIM.« Weitergehende Szenarien seien in Zukunft aber denkbar, heißt es. Derzeit gehören zu den KIM-Nutzern die Gesellschafter der Gematik sowie deren Organisationen. Langfristig sollen aber alle Akteure aus dem Fünften Sozialgesetzbuch (SGB V) als Teilnehmer angeschlossen sein. Voraussetzung ist ein Institutionsausweis SMC-B.
Mit Blick auf KIM hatte es im Vorfeld – auch seitens der Apotheker – viel Skepsis gegeben, da das System ja nicht automatisch die Erreichbarkeit etwa eines Arztes verbessert. Doch der neue TI-Messenger soll da offenbar bald Abhilfe schaffen – so die Hoffnung der Gematik. Grundlage für die Festlegung der Messenger-Standards durch die Gematik bildet das Digital-Versorgung-und-Pflege-Modernisierungs-Gesetz (DVPMG).
Ein kurzes Video der Gematik hebt die Vorteile des TI-Messengers hervor: